Wie kann ich mich in der Liebe sicher fühlen? – Podcast #43

In dieser Folge des Podcasts "Wecke deine Lebensfreude" geht es darum, deine Vorstellungen und Erwartungen an die Partnerschaft zu überprüfen und, wenn notwendig, auch zu korrigieren.

Wie kann ich mich in der Liebe sicher fühlen? – Podcast #43
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

In dieser Podcastfolge geht es um Liebe und darum, wie wir unser eigenes System Liebe prüfen und korrigieren können. Dazu stelle ich dir eine meiner Lieblingsübungen aus meinen Coachings vor, die fast immer ein Aha-Erlebnis bei meinen Klient*innen auslöst

Was können wir tun, wenn wir unserer Liebe oder der des Partners nicht sicher sind? Wenn wir nicht wissen, ob wir wirklich lieben oder geliebt werden. Was bedeutet eigentlich Liebe? Welche psychologischen Mechanismen sind da im Spiel? Manchmal hilft es, in einer Situation in der wir unsicher sind, die Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Wann leidet deine Beziehung?

Fragst du dich ab und zu, ob deine Liebe wirklich echt ist? Ob das, was du für den anderen fühlst auch reicht, um eine gute Beziehung zu führen? Oder bist du manchmal unsicher, ob der andere dich wirklich liebt. Stellst du ab und zu deine Beziehung in Frage? Ein gewisses Maß an solchen Fragen ist vermutlich ganz gesund und hilfreich, denn du richtest deine Aufmerksamkeit dadurch auf deine Beziehung. So kannst du frischen Wind in die Beziehung bringen und überprüfen, welche Bedürfnisse gelebt werden und um welche du dich mehr kümmern solltest. Wenn aber die Fragen ständig auftauchen, dann kann die Beziehung ernsthaft darunter leiden. Aus diesem Grund ist es ganz hilfreich zu schauen, was hinter dem Wort Liebe steckt.

Wodurch wird die Liebe beeinflusst?

Wir, unser Kopf beziehungsweise unsere Psyche ist dazu gemacht, fehlende Teile in deinem System zu füllen. Du kannst dir das in etwa so vorstellen, wie ein Wort, dem ein Buchstabe fehlt. Dein Gehirn möchte das Wort vervollständigen und setzt in die Lücke einen Buchstaben ein. Du kannst es selbst ausprobieren. Nimm dir einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe folgende Buchstaben auf: R, dann lässt du eine Lücke, G,E,N. Jetzt schau dir das Wort an und fülle die Lücke. Allein bei dieser Lücke fallen mir drei Wörter ein, die das Wort ergeben könnten: Regen, Rogen oder Rügen. Das Spannende ist, dass du für die Ergänzung des Buchstabens deine Erfahrung und Sozialisation zu Hilfe nimmst. Wenn du eine Verbindung mit Rügen hast, könnte es sein, dass du ein „ü“ eingesetzt hast. Wenn du Fischer bist, hast du vielleicht ein O eingesetzt usw.

Dieses System der Vervollständigung können wir auch auf unser persönliches System Liebe übertragen. Betrachten wir Liebe einmal abstrakt, als ein eigenes System das ein spezielles Gefühl auslöst, dann können wir sagen, dass wir auch hier von unseren Erfahrungen und unserer Sozialisation beeinflusst sind. Vermutlich fühlt sich Liebe für jeden Menschen anders an. Ein Stück weit lernen wir, was Liebe ist. So gibt es Eltern, die ihren Kindern vermitteln, wenn du immer für andere da bist, wirst du geliebt.

Da wir sehr abhängig sind davon, überhaupt geliebt und anerkannt zu werden, verhalten sich solche Kinder dann oft auch so, dass sie versuchen immer für andere da zu sein. Zunächst bekommen wir Liebe und Anerkennung von unseren Eltern und die wissen für sich ganz genau, wofür sie uns lieben. Wir spüren das auch unausgesprochen. Wir sind also immer für andere da und empfangen dafür früh die Liebe der Eltern, die das in ihrem Liebessystem so vorgeben.

Übung: Überprüfe und korrigiere dein System Liebe

Du kannst das für dich einmal aufzeichnen. Stelle dir vor, die Liebe ist ein System, ein Raster. Zeichne ein Quadrat auf ein Blatt und unterteile es mit Quer und Längsstrichen in kleine Kästchen. Stelle dir vor, das ganze Quadrat ist dein eigenes Liebessystem. Die Kästchen sind die Einzelteile, es ist das, was du gelernt hast, was du tun musst, um geliebt zu werden. Hier sitzen viele Kästchen, die du dir im Lauf deines Lebens durch deine Erfahrung selbst ausgefüllt und eingesetzt hast. Es gibt aber auch einzelne Kästchen, die noch von früher da sind. Du hast sie gelernt und verinnerlicht und wendest die dazugehörige Verhaltensweise noch heute an. Du merkst aber, dass sie nicht mehr passen. Es sind fehlsitzende Teilchen. Deine Psyche hat sie aufgenommen, um die Lücken zu füllen und du hast sie so lange geübt, dass du sie bisher nicht losgeworden bist. Es fühlt sich vielleicht ähnlich an, wie wenn du bei deinem Wort ein E für Regen eingesetzt hast und dir überhaupt nicht vorstellen kannst, wie man da auf die Idee kommt ein Ü einzusetzen, obwohl Rügen heute vielleicht viel besser zu dir passen würde als Regen!

Wenn wir zu unserem Beispiel zurückkehren, dann könnte folgendes passieren. Wir merken im Lauf unseres Lebens, dass es für uns gar nicht stimmig ist immer für andere da zu sein, weil wir dadurch unsere eigenen Grenzen der Belastbarkeit überschreiten und ganz vergessen, uns um uns selbst zu kümmern. Es kann ja sein, dass das Elternteil darunter nicht gelitten hat, wir es aber tun. Wir geben alles für andere und merken, dass wir ausgelaugt sind oder nicht so viel zurückbekommen, wie wir bräuchten.

Folglich geht es darum, die fehlsitzenden Teile in unserem System Liebe zu identifizieren und durch passendere zu ersetzen. Ein Hinweis auf fehlsitzende Teile sind Verhaltensweisen von dir, die sich wiederholen und dir nicht gut tun. Häufig sind sie eng verknüpft mit sogenannten Glaubenssätzen. Und die Wiederum haben wir als feste Aussagen im Kopf wie in etwa: "Reiß dich zusammen!" Oder "Streng dich mehr an!" oder "Klotzen, nicht kleckern!" Versuche ein oder zwei solcher dir schadenden Verhaltensweisen ausfindig zu machen. So kannst du dein Liebessystem überarbeiten und dich von alten Mustern befreien. Je mehr du für dich definierst, was in deinem Liebessystem vorkommen soll und was nicht, desto freier und leichter wird es in deinen Beziehungen.

Wichtig ist dabei, das richtige Maß für sich selbst zu finden. Kehren wir nochmal zu unserem Beispiel zurück. An sich ist es lobenswert und gut für andere da zu sein, dennoch sollte man wissen, wo die eigenen Grenzen sind. Bis wohin ist es gesund, etwas für andere zu tun und ab wann wird es anstrengen. Wieviel Selbstfürsorge brauchst du und wer ist für dich da, wenn du Unterstützung brauchst. Du brauchst ein bestimmtes Maß an Stabilität, um für andere da sein zu können. Finde heraus, was in diesem Kästchen in Zukunft stehen soll. Willst du diesen Teil aus deinem System Liebe überarbeiten oder vielleicht ganz ersetzen

Jeder hat sein eigenes Liebessystem

Wenn du dir vorstellst, dass jeder Mensch sein Liebessystem hat und vermutlich sitzt auch bei jedem Menschen das ein oder andere Teil darin, dass nicht zu diesem Menschen passt, dann kann dir dieses Wissen dabei helfen, den anderen mit mehr Abstand zu sehen. Nicht alles, was du vom anderen, oder er oder sie von dir erwartet, muss erfüllt werden. Sämtliche Aussagen wie "Wenn du das nicht tust, liebst du mich nicht …" stehen jetzt in einem anderen Licht da. Rein objektiv gesehen können wir an der Stelle nur sagen, dass ihr euch gegenseitig nicht versteht. Dann ist es nicht die Liebe, an der gearbeitet werden muss, sondern die Kommunikation.

Vielleicht erscheint die Übung ein klein wenig technisch für so ein großes Thema, wie die Liebe. Ich finde sie gerade deshalb so wirkungsvoll und wünsche dir viel Spaß beim Um- und Aussortieren deines einzigartigen Systems Liebe.

Deine

Maja Günther

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 Wann leidet deine Beziehung?
 Wodurch wird die Liebe beeinflusst?
 Übung: Überprüfe und korrigiere dein System Liebe
 Jeder hat sein eigenes Liebessystem
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