Der Klimakrise im Alltag begegnen

Panik, Ohnmacht, Wut – das Wissen um den Klimawandel ruft unangenehme Gefühle in uns hervor. Eigentlich müssten wir so viel tun, aber warum fällt uns der Klimaschutz oft so schwer?

Der Klimakrise im Alltag begegnen
© Getty Images, unsplash.com

Tatsächlich ist der Klimawandel eine Herausforderung von enormem Ausmaß. Er betrifft nicht nur ein Land, eine Kultur oder eine Bevölkerungsgruppe, sondern die gesamte Erde. Und obwohl die negativen Auswirkungen bereits deutlich spürbar sind, bleiben seine Dimensionen noch relativ abstrakt – wir verharren im alten Trott. 

Ein Grund ist, dass wir die Klimakrise nicht als akute Gefahr wahrnehmen. Unser Gehirn ist evolutionär darauf ausgerichtet, auf kurzfristige Bedrohungen sofort zu reagieren. Traf einer unserer Urahnen auf einen Säbelzahntiger, war die Reaktion relativ klar: wegrennen.

Für eine langfristige Bedrohung wie den Klimawandel haben wir dagegen kein Handlungsmuster einprogrammiert. Das macht es für uns schwierig, den Dringlichkeitsgrad solch schleichender Krisen instinktiv zu erfassen und darauf zu reagieren. Während eine unmittelbare Gefahr auch heute noch eine klare, adrenalingetriebene Reaktion auslöst, lässt das Wissen um den Klimawandel eher ein Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit zurück – gepaart mit der Frage, wie und wo man überhaupt anfangen soll.

Denn auch die Dimensionen der Klimakrise überfordern unser Gehirn: Um sie in den Griff zu bekommen, sind tiefgreifende Veränderungen in unserem alltäglichen Leben notwendig. Wir sollten Konsumverhalten, Ernährungsgewohnheiten, Mobilitätsmuster, ja sogar unsere Arbeitsweise und unsere Freizeitaktivitäten in Frage stellen. Diese Fülle an Anforderungen ist vor allem eines: einschüchternd. Wir wissen nicht, wo wir überhaupt anfangen sollen. Schon allein der Gedanke lähmt und löst vor allem ein Gefühl der Ohnmacht aus.

Klima-Angst: Überforderung und Ohnmacht

Wie fühlst du dich, wenn du dich in Gedanken wirklich mit dem Klimawandel beschäftigst? Ängstlich, wütend, traurig, schuldig? Deine Empfindungen sind menschlich und zeigen Tiefe und Empathie. Jedes einzelne Gefühl ist berechtigt und ein Zeichen dafür, dass dir die Umwelt, deine Mitmenschen und zukünftige Generationen nicht egal sind. 

Wenn du dich von deinen Gefühlen in Bezug auf die Klimakatastrophe überwältigt fühlst, dann mach dir vor allem bewusst: Du bist nicht allein. Vielen Menschen geht es angesichts der täglichen Nachrichten über schmelzende Gletscher, verheerende Waldbrände und bedrohte Tierarten ähnlich. Diese kollektive Besorgnis hat sogar einen Namen: "Öko-Angst" oder "Klima-Angst". Es handelt sich dabei um die emotionale und manchmal auch physische Reaktion auf die sich stetig verschlechternde Umweltsituation. 

Gerade in dieser Gemeinsamkeit liegt aber auch eine Chance. Dass so viele Menschen betroffen sind, bedeutet, dass es viele gibt, die handeln wollen und können. Überall auf der Welt bilden sich Gemeinschaften, die sich dem Klimaschutz verschreiben – sei es durch Aktivismus, Forschung, Innovation oder Bildungsarbeit. Die Kunst ist hier, die mobilisierenden Kräfte der Angst zu nutzen und aktiv zu werden.

Klimawandel: Hoffnung in der Krise

Es ist okay, dir Sorgen zu machen, aber lass diese Sorgen nicht lähmend wirken. Nutze sie stattdessen als Antrieb, um Veränderungen in deinem Leben und in der Welt um dich herum herbeizuführen – und komm ins Handeln. Anstatt dich auf deine Angst und Ohnmacht zu konzentrieren, frag dich: "Was kann ich heute tun, um einen Unterschied zu machen?"

Dabei ist es wichtig, dass du deinen ganz persönlichen Weg findest, mit dem Problem umzugehen. Verabschiede dich von dogmatischen Ideen und einer radikalen Verhaltensänderung – solche Maßnahmen verbrauchen viel zu viel Energie, die du vielleicht an anderer Stelle benötigst. 

Der beste Weg, die Zukunft zu retten, ist heute bewusst zu handeln.

Bevor du aber den Kopf in den Sand steckt und gar nichts tust, versuch lieber Schritt für Schritt anzufangen. Erinnere dich daran, dass jede und jeder im eigenen Tempo und entsprechend der eigenen Möglichkeiten gehen darf. Während die einen in der Großstadt relativ einfach auf das Auto verzichten können – weil der öffentliche Nahverkehr sehr gut ausgebaut ist –, fällt es Menschen auf dem Land möglicherweise einfacher, regional und saisonal einzukaufen.

Nicht jede Maßnahme ist für jede Person geeignet, also such dir zunächst Handlungen aus, die du in deinem Alltag gut umsetzen kannst. Es ist besser, nachhaltige Gewohnheiten zu entwickeln, die du langfristig beibehalten kannst, als dich für kurze Zeit extrem zu beschränken und dann wieder in alte Muster zurückzufallen. So kannst du Klimaschutz in deinen Alltag integrieren und Ohnmacht durch Hoffnung ersetzen. 

6 Tipps, wie du im Alltag dem Klimawandel aktiv begegnen kannst

Tipp 1: Sieh das Gute in der Natur

Artensterben, Flutkatastrophen, Hitzerekorde – in Sachen Klimawandel haben wir vor allem die schlimmen Dinge vor Augen. Motivierend ist das nicht. Versuche stattdessen, das Positive zu sehen – wie schön die Natur ist, wie gut Fahrradfahren der Umwelt tut, wie toll saisonales Gemüse schmeckt. Das gibt dir nicht nur Kraft, sondern kann auch zu einem veränderten Bewusstsein führen. 

Tipp 2: Informiere dich über den Klimawandel und geeignete Maßnahmen

Gegen das Gefühl der Ohnmacht hilft am besten eines: Wissen. Anstatt immer daran zu denken, was du nicht kontrollieren kannst, fokussiere dich auf konkrete Schritte, die du in deinem täglichen Leben umsetzen kannst. Die fühlen sich aber nur sinnvoll an, wenn du weißt, was dahintersteckt. Informiere dich darüber, warum weniger Fleisch zu essen, öfter Bus zu fahren oder lokale Produkte zu kaufen, deinen persönlichen ökologischen Fußabdruck minimiert und warum das wichtig ist. 

Tipp 3: Setz dir kleine Ziele, um umweltbewusster zu leben

Du wirst nicht von heute auf morgen dein gesamtes Leben umkrempeln können. Ändere deshalb deine Gewohnheiten schrittweise: Beginne mit konkreten und erreichbaren Schritten, die du nach und nach umsetzen willst. Geeignet dafür sind etwa ein vegetarischer Tag pro Woche oder der Verzicht auf Einwegverpackungen, kürzere Duschzeiten oder Bahn- statt Autoreisen. Das Erreichen kleiner Ziele wird dich motivieren und dein Gefühl der Selbstwirksamkeit steigern.

Tipp 4: Lass dich von Rückschlägen nicht beirren

Auch wenn du neue und nachhaltige Gewohnheiten entwickelt hast, musst du nicht immer zu 100 Prozent konsequent sein. Du hast deinen Jutebeutel zuhause vergessen und musst nun doch eine Tüte im Supermarkt kaufen? Für die spontane Reise ist das Bahnticket einfach zu teuer? Dann erlaube dir Ausnahmen und zerbrich dir nicht unnötig den Kopf darüber. Du bemühst dich, einen umweltfreundlichen Lebensstil zu pflegen, das ist ein Grund zur Freude. Perfektionismus aber kann oft mehr Stress und Druck erzeugen, als dass er hilfreich wäre. 

Tipp 5: Umgib dich mit Gleichgesinnten

Teile deine Gefühle mit Familie und Freundeskreis. Oft findest du Trost im Gespräch und merkst, dass viele die gleichen Ängste und Bedenken haben. Gemeinsam könnt ihr Lösungen diskutieren und Strategien entwickeln, um positiv auf die Situation einzuwirken. Du kannst dich auch einer lokalen Umweltgruppe anschließen oder dich an globalen Initiativen beteiligen. Das Gefühl, Teil einer größeren Bewegung zu sein, kann das Gefühl der Ohnmacht mindern.

Tipp 6: Achte auf dich und gönne dir Pausen

Ständige Alarmstimmung kann auf Dauer niemand aushalten. Es ist deshalb wichtig, dir selbst Pausen zu gönnen und nicht ständig zu grübeln. Erlaube dir, das Hier und Jetzt zu genießen. Das Leben ist schön und das darf es auch sein!

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