Willst du auch bestimmte Menschen in deinem Umfeld ändern, weil dich ihre Angewohnheiten nerven? Warum das nur selten gelingt und was du stattdessen tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Hand aufs Herz: Wie oft hast du schon versucht, andere bzw. ihr Verhalten zu ändern? Die Partnerin oder der Partner sollen liebevoller und aufmerksamer sein, die Kinder sollen ihr Zimmer aufräumen und weniger Zeit am Computer oder an den Mobilgeräten verbringen, die Kollegin soll sich einmal an ihre Zusagen halten, der Freund soll endlich pünktlicher zur Verabredung kommen.
In jedem Moment der Veränderung geschieht ein inneres Abwiegen zwischen Aufgeben oder sich Überwinden.
Hattest du mit diesen Soll-Wünschen oder Soll-Forderungen Erfolg? Nein? Kein Wunder. Denn wir Menschen ändern uns nicht gern – und noch weniger gern lassen wir uns von anderen ändern. Menschen so (ver-)ändern zu wollen, dass sie unseren Vorstellungen entsprechen bzw. sich dementsprechend verhalten, ist deshalb eigentlich immer problematisch. Und erst recht ist das kein Weg, um eine gute, harmonische Beziehung auf Augenhöhe zu führen.
Eine hilfreiche Strategie ist, Änderungen im Verhalten und in den Gewohnheiten nicht bei den anderen herbeizuführen, sondern bei dir selbst zu beginnen. Dabei geht es nicht darum, dich anderen bedingungslos anzupassen. Nein, vielmehr kannst du lernen, deine Erwartungen und dein Auftreten anderen gegenüber zu verändern. Wenn es dir gelingt aus bedingungslosen Forderungen, verlockende Angebote zu machen, wirst du bei deinem Gegenüber viel erreichen.
Eine Freundin sagt eure Treffen immer kurz vorher ab. Doch wenn du sie darauf hinweist, reagiert sie schnippisch. Dein Partner vergisst regelmäßig, den Müll runterzubringen. Aber sobald du es ihm sagst, ist die Stimmung im Keller. Wie findest du das? Wie reagierst du?
Wir alle haben schon einmal den Wunsch verspürt, andere, zu (ver-)ändern – besonders dann, wenn wir oft mit ihnen zu tun haben und sie uns nahestehen. Vielleicht stören uns die Angewohnheiten unserer Partnerin oder unseres Partners, wir sind von den Eigenheiten einer Kollegin genervt, oder wünschen uns, dass ein Freund optimistischer durchs Leben geht. Der Wunsch, jemanden zu ändern, entsteht oft aus dem Bedürfnis nach Harmonie im Sinne davon, dass die andere Person mit uns im Einklang ist bzw. wir mit ihr, dass wir uns für die gleichen Dinge interessieren und uns den gleichen Dingen verpflichtet fühlen. Oder wir sind der Überzeugung, dass unser Gegenüber sein Leben verbessern könnte. Manchmal steckt aber auch der Wunsch dahinter, dass sich andere nur deshalb an unsere Erwartungen anpassen, damit unser eigenes Leben einfacher wird und wir uns nicht ständig über dies oder jenes auseinandersetzen müssen.
Die Ursache für den Wunsch, andere zu (ver-)ändern liegt also immer bei uns selbst, nicht bei der anderen Person, die sich meist so wohlfühlt, wie sie lebt oder sich verhält. Zumindest sieht sie in der Veränderung ihres Verhaltens oder ihrer Gewohnheit keinen Vorteil oder keinen größeren Vorteil als Nachteil. Manchmal hat die oder der andere auch einfach Angst vor Veränderung oder es betrifft ihren oder seinen berühmten "blinden Fleck".
Weil viele Menschen bei sich selbst keinen Anlass zur Veränderung sehen, ist ein Hinweis darauf prinzipiell schwierig, ja meist auch problematisch. Denn jeder Mensch hat eigene Werte, Erfahrungen und Perspektiven, die sein Verhalten prägen. Wenn wir jemanden aktiv "korrigieren", kann das als Angriff, als Kritik, Ablehnung oder sogar als Manipulation wahrgenommen werden. Und einmal ausgesprochen, ist es schwer zurückzunehmen und gänzlich ungeschehen zu machen. Der Änderungshinweis steht wie ein rosa Elefant im Raum und das kann Beziehungen belasten, anstatt den erhofften Effekt zu bewirken. Wenn wir uns bevormundet und gegängelt fühlen, reagieren wir in der Regel mit Trotz und Widerstand, selten mit Einsicht.
Wenn wir trotzdem versuchen, andere zu ändern, dann müssen wir auch mit Gegenwehr rechnen, mit endlosen Diskussionen, Streitereien und Konflikten. Frage dich deshalb: Ist es das wirklich wert? Und andererseits: Kannst du das Verhalten deines Gegenübers ertragen? Kannst du schlechten Angewohnheiten hinnehmen? Was kannst du tun, um nicht bei diesem Thema zu resignieren, dich ein Stück weit aus der Beziehung verabschieden oder dich gar ganz von diesem Menschen trennen zu müssen? In dieser Situation ist es nicht leicht abzuschätzen, wann welcher Schritt der richtige zu sein scheint. Oft steht viel auf dem Spiel, denn niemand will eine Freundschaft oder Beziehung leichtfertig aufgeben.
Eines steht fest: Es ist der falsche Weg, nur unser Gegenüber ändern zu wollen. Soll sich etwas ändern, müssen alle Beteiligten gemeinsam daran arbeiten.
Jeder Wunsch, jemanden zu (ver-)ändern, ist ein Hinweis darauf, dass etwas in eurer Beziehung im Moment nicht gut läuft. Schaue daher als Erstes auf dich und frage dich, welcher Zustand für dich am besten ist und was dich selbst davon abhält, diesen Zustand (zusammen mit der anderen Person oder alleine) zu erreichen. Spüre in dich hinein. Was ist dir wichtig? Ist es dieser Mensch? Eure Beziehung zueinander oder vielleicht etwas anderes? Warum seid ihr beide ein Paar oder Freunde geworden und was ist von diesen Gefühlen noch übrig? Gibt es eine Chance, sie wiederzubeleben?
Wenn du für dich beschlossen hast, an der Beziehung zu arbeiten, dann teile deinem Gegenüber deine Gefühle und Überlegungen mit. Sprich mit ihm darüber, was für dich wichtig ist, was du bereit bist, dafür zu tun und was du von ihr oder ihm dafür erwartest. Solange eure Ziele noch gleich sind und ihr euch beide in eurem Leben behalten wollt, besteht eine gute Chance, dass dies auch gelingt. Wichtig ist, dass ihr euch dabei auf Augenhöhe begegnet, dass du auch die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Person respektierst und anerkennst.
Wenn du also jemand anderen dazu motivieren willst, sich zu verändern, dann frage dich zunächst: Worin liegt der Vorteil der Veränderung – für mich und mein Gegenüber. Wenn du dir darüber im Klaren bist, geh einen Schritt zurück und hol die Person dort ab, wo sie steht – mit all ihren Gewohnheiten und Verhaltensweisen, mit ihren Bedenken, mit ihrer Angst, vielleicht auch mit ihrem Widerwillen. Dazu braucht es dein Verständnis.
Denn Veränderungen in die Tat umzusetzen und sie durchzuhalten, ist vergleichbar mit einem Marathonlauf oder einer Bergbesteigung. Nimm dieses Bild, um dir bewusst zu machen, wie du dich verhalten musst. Sicher wirst du die oder den anderen nicht dazu bringen können, wenn du auf dem Gipfel stehst und zu ihr oder ihm ins Tal rufst, wie schön die Aussicht von hier oben ist. Du musst dich schon runter ins Tal begeben und sie oder ihn dort abholen. Dann könnt ihr gemeinsam den Weg gehen und mit deinem Wissen darum, wie schön das Ziel sein wird, auch Hindernisse auf dem Weg überwinden und Belastungen des Aufstiegs ertragen.
Natürlich wirst du auch mit den besten Motivationsstrategien und dem größten Verständis immer wieder auf Menschen treffen, die sich nicht verändern lassen. Dann lohnt ein reflektierter Blick auf dein eigenes Verhalten und mitunter auch eine Kurskorrektur. Gerade hier ist es nicht einfach, von deinen eigenen Vorstellungen loszulassen. Diese beiden Strategien können dir dabei helfen:
Statt auf deren Fehler und störenden Angewohnheiten zu schauen, kannst du einfach auf deren positive Wesenszüge und Seiten schauen. Was gefällt dir am anderen? Was schätzt du an deinem Gegenüber? Je mehr du dir seine positive Seiten vor Augen führst, desto besser kannst du seine Fehler und Schwächen tolerieren. Je mehr du sie verstehst, desto besser lässt sich das Miteinander auch steuern.
Wie gut gelingt es dir, schlechte und störende Angewohnheiten abzulegen? Mit welchem Erfolg hältst du deine Vorsätze ein, wie oft hast du versucht, das Rauchen aufzugeben, wie oft hast du dir vorgenommen, nicht immer alles auf den letzten Drücker zu erledigen? Gewohnheiten ändern kann ganz schön hart und frustrierend sein, oder? Warum also sollten sich andere leichter mit einer Änderung ihres Verhaltens tun?
Denk daran, wenn du das nächste Mal frustriert bist, weil andere hartnäckig an ihrem Verhalten festhalten und sich aller Kritik daran widersetzen. Das erleichtert dir, Milde walten zu lassen und großzügiger zu sein. Umgekehrt aber hilft es auch dabei, das eigene Verhalten reflektierter zu betrachten und zu ändern. Überlege dir, wie du es deinem Gegenüber etwas leichter machen könntest, deine Macken zu ertragen, und wie ihr so besser harmonieren könnt. Mit den Augen auf das Ziel gerichtet, lässt sich das eigene Verhalten gleich ein wenig leichter ändern.
Folgende Tipps helfen dir nicht nur, dein eigenes Verhalten zu verändern, sondern auch, den Umgang mit anderen bewusster und harmonischer zu gestalten. Veränderungen sind möglich – aber sie beginnen immer bei uns selbst.
Bevor du versuchst, andere zu ändern, schau erst einmal auf dich selbst. Frage dich: Warum stört mich dieses Verhalten? Oft liegt die Ursache für unseren Wunsch, andere zu ändern, in unseren eigenen Erwartungen oder Ängsten. Ganz konkret könntest du zum Beispiel ein Tagebuch führen, in dem du regelmäßig notierst, welche Verhaltensweisen anderer dich stören und warum. Daran kannst du auch wiederkehrenden Muster erkennen.
Veränderung – sei es bei dir oder anderen – passiert nicht von heute auf morgen. Statt auf große, schnelle Veränderungen zu hoffen, konzentriere dich auf kleine, erreichbare Schritte. Formuliere deine Ziele konkret und positiv. Statt „Ich will weniger Streit mit meinem Kollegen“ könntest du dir vornehmen: „Ich möchte respektvolle Gespräche fördern.“
Menschen ändern sich viel eher, wenn sie positives Feedback bekommen, anstatt ständig Kritik zu hören. Verstärke das Verhalten deines Gegenübers, das dir gefällt, durch Lob und Wertschätzung. Du könntest es dir zur Gewohnheit machen, drei Dinge pro Tag zu finden, die du an anderen loben kannst.
Versuche, die Welt durch die Augen der anderen Person zu sehen. Das hilft dir, weniger zu urteilen und besser zu verstehen, warum sie so handelt, wie sie es tut. Stelle dir bei Konflikten vor, wie du dich an der Stelle deines Gegenübers fühlen würdest. Geh auf die Person zu und sei interessiert an ihr. Stelle ihr offene Fragen wie „Was beschäftigt dich in letzter Zeit?“
Dein eigenes Verhalten hat oft mehr Einfluss, als du denkst. Wenn du die Werte, die dir wichtig sind, authentisch lebst, können andere sich davon inspirieren lassen. Wenn dir ein respektvoller Umgang mit deinen Mitmenschen wichtig ist, zeige ihn auch denen gegenüber, mit denen du nicht so gut klarkommst. Und überlege dir auch, welche Verhaltensweisen du an anderen kritisierst, und frage dich, ob du selbst immer danach handelst.
Veränderung ist ein Prozess, der Zeit braucht. Ungeduld oder Druck können sogar kontraproduktiv wirken. Setze auf kleine, stetige Fortschritte statt auf radikale Veränderungen. Mach dir bewusst, dass du auch Zeit gebraucht hast, um bestimmte Dinge zu lernen oder zu ändern – und gib anderen dieselbe Zeit.
Versuche, das Verhalten anderer nicht immer sofort als Problem zu sehen. Manchmal hilft es, den Fokus auf die positiven Seiten der Person zu richten. Wenn deine Freundin oder dein Freund für deine Begriffe zu viel und zu laut redet, könntest du, statt dich darüber aufzuregen, auch schätzen, wie lebhaft und energiegeladen sie oder er ist.
Akzeptanz bedeutet nicht, alles hinzunehmen. Es ist wichtig, klare und respektvolle Grenzen zu setzen, wenn das Verhalten anderer deine eigenen Bedürfnisse verletzt. Übe, nein zu sagen – ohne Schuldgefühle. Klare Grenzen fördern gesunde Beziehungen.
Manchmal liegt die beste Lösung nicht in einer Veränderung, sondern in einem gemeinsamen Kompromiss. Suche nach Wegen, wie ihr beide eure Bedürfnisse erfüllen könnt. Denk nicht in der Kategorie „Entweder-oder“, sondern in „Sowohl-als-auch“-Lösungen.
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Ein Mensch muss sich ändern und muss unterstützt werden. Soll man Drogensüchtige oder aggressive Menschen einfach so lassen wie sie sind? Einen Menschen einfach aufgeben. Ich habe mich geändert, meine Einstellung geändert, Depressionen besiegt und ein neues Leben begonnen. Das geht. Mit Disziplin und Ausdauer.