Ab an den See und rein in die Badeklamotten – auch im Winter? Wir zeigen dir 5 Tipps, die dir bei deinem ersten Eisbad helfen.
Eisbaden liegt derzeit voll im Trend. Dabei hat das Schwimmen bei kalten Temperaturen sowohl in skandinavischen Ländern als auch bei uns eine lange Tradition: Schon Johann Wolfgang von Goethe soll sich im Winter in die Fluten gestürzt haben. Wer seinen Körper nur wenige Minuten extremer Kälte aussetzt, bringt den Kreislauf in Schwung und einen wahren Hormoncocktail ins Blut. Für den Weg hinein ins kalte Nass braucht es vor allem eins: mentale Stärke.
Ob nur kurz Eintauchen oder sogar ein paar Schwimmzüge absolvieren – das Baden bei Wassertemperaturen um die 5 Grad ist für Körper und Geist eine echte Herausforderung. Wer sich überwindet, trainiert vor allem seine Blutgefäße: Zum Schutz der Organe ziehen sie sich blitzschnell zusammen. Beim Aufwärmen weiten sie sich wieder, was für eine optimale Durchblutung sorgt. Und das wiederum wirkt positiv auf das Immunsystem. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: Die Kälte aktiviert sogenanntes braunes Fettgewebe dazu, Zucker und Fett in Wärme umzuwandeln, wodurch überflüssige Pfunde dahinschmelzen. Das körperliche Wohlbefinden steigt also – doch was ist mit dem geistigen? Durch den Kältereiz gerät der Körper in Stress und schüttet sofort reichlich Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin und Endorphine aus. Dieser Hormoncocktail schärft nicht nur die Sinne, sondern sorgt für wahre Euphorie – ein berauschendes Gefühl, das auch noch anhält, wenn man längst wieder warm und trocken am Ufer sitzt und es genießt, seinen inneren Schweinehund überwunden zu haben.
Das Empfinden von Kälte ist höchst individuell und hat mit der menschlichen Hautoberfläche zu tun. Dort befinden sich sowohl Sinneszellen, mit denen wir Wärme wahrnehmen können, als auch Kälterezeptoren – letztere sind wesentlich mehr. Die Dichte und Verteilung dieser Sinneszellen ist genetisch vorprogrammiert und variiert daher. Ein erster Grund, warum manche im Pullover frösteln, während andere noch gemütlich im T-Shirt dasitzen. Weitere Faktoren wie das biologische Geschlecht, der Blutdruck, das Körpergewicht und das Lebensalter nehmen ebenfalls Einfluss darauf, ob uns warm oder kalt ist. Und wenn wir müde sind oder einen Infekt aufgeschnappt haben, reagieren wir meist zusätzlich empfindlich auf niedrigere Temperaturen.
Eisbaden erfordert eine gute Vorbereitung. Wenn das Bad nicht länger als drei Minuten dauert, spricht bei gesunden Menschen grundsätzlich nichts dagegen: Geh dennoch lieber auf Nummer sicher und hol vorab ärztlichen Rat ein, um ein eventuelles Gesundheitsrisiko auszuschließen. Wenn der Sommer zu Ende geht, kannst du damit beginnen, deinen Körper Schritt für Schritt an kühlere Temperaturen zu gewöhnen, indem du weiter in freien Gewässern baden gehst. Zuhause sind Wechselduschen und eine allgemein kühlere Temperatur bei der Körperhygiene hilfreich. Versuche, dich langsam zu steigern: erst 15 Sekunden kalt duschen, dann 30 Sekunden usw.
Für dein erstes Eisbad solltest du einen sonnigen, windstillen Tag wählen und – ganz wichtig – dich nicht selbst unter Druck setzen: Eisbaden ist kein Wettbewerb. Du musst nichts beweisen, weder dir noch anderen. Und es ist auch keine Pflicht, komplett einzutauchen – vielleicht fühlt es sich besser für dich an, die ersten Male nur bis zu den Knien, zur Hüfte oder bis zum Bauchnabel ins Wasser zu waten. Achte gut auf Deinen Atem: Er ist dir eine große Unterstützung. Konzentriere dich auf deine Atmung, noch bevor du das Wasser berührst. Wenn du möchtest, fülle deine Lunge vollständig, halte die Luft für ein paar Sekunden an und atme anschließend komplett aus. Wiederhole das einige Male und beruhige damit Geist und Körper. Mach dir bewusst, dass es deine freie Entscheidung ist, dich dieser Herausforderung zu stellen. Du selbst bestimmst jeden deiner Schritte. Den Glückstaumel danach machst du dir selbst zum Geschenk. Folge deinem Instinkt und verhalte dich so, wie es dir guttut.
Mittlerweile erfreut sich das Eisbaden vielerorts großer Beliebtheit. Sich zum Baden zu verabreden und gemeinsam abzutauchen sorgt für ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Und nach dem Schwimmen wieder warm zu werden, geht bei schönen Gesprächen noch mal so schnell.
Folgende Tipps unterstützen dich bei deinem ersten Eisbad. Sei achtsam mit dir und höre in dich hinein, was dir guttut.
Beginne bereits am Ende des Sommers, dich an kältere Temperaturen zu gewöhnen. Bade weiterhin in freien Gewässern und stell zuhause den Regler am Wasserhahn Schritt für Schritt kälter. Wechselduschen sind eine gute Vorbereitung.
In der Gruppe fällt es leichter, motiviert zu bleiben. Aber auch Freundinnen und Freunden von deinem Vorhaben zu erzählen und über deine Fortschritte auf dem Laufenden zu halten, erleichtert die Sache. Auf keinen Fall solltest Du allein zum Eisbaden aufbrechen – der Sicherheit zuliebe.
Am besten trägst du deine Badekleidung bereits unter deinen Sachen, damit du dich nicht vor Ort umziehen musst. Leg dir Handtücher und warme Sachen griffbereit zurecht. Setz am besten eine Mütze auf und trage sie auch im Wasser: Das verhindert ein zu schnelles Auskühlen. Wenn du magst, kannst du Füße und Hände mit Neoprenschuhen bzw. -handschuhen schützen. Du solltest nicht frieren, bevor du ins Wasser gehst.
Eine Zehe oder ganzer Körper: Hör auf deinen Instinkt und mach nur das, was dir guttut. Du allein bestimmst, wie weit du gehen willst. Setz dich also nicht selbst unter Druck, sondern bleib ganz bei dir und deinen Bedürfnissen. Ein bis drei Minuten im Wasser sind absolut ausreichend.
Gib deinem Körper Zeit, sich aufzuwärmen, sobald du wieder an Land bist. Sanfte Bewegungen wie leichte Kniebeugen helfen dabei, wieder warmes Blut im Körper zu verteilen. Am längsten dauert es, bis Hände und Füße wieder Körpertemperatur haben. Warme, trockene Kleidung und Tee aus der Thermoskanne sorgen für ein angenehmes Körpergefühl.
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