Quasselstrippe, Vielschwätzer, Labertasche – manche Menschen sprechen einfach ohne Punkt und Komma. Das kann ganz schön anstrengend sein. Bevor du dich aber von ihrem Redefluss überwältigen lässt, versuch ihr Verhalten zu verstehen und finde einen guten Umgang damit.
Diese eine Nachbarin, die dich immer festquatscht. Der Kollege, der sich beim Meeting in endlosen Monologen verliert. Oder der Kumpel, der dich abends beim Bier einfach nicht zu Wort kommen lässt. Manchen Menschen fällt es einfach schwer, Gesprächspausen zu finden oder Redezeit zu teilen. Oft sind sie sich gar nicht darüber im Klaren, wie dominant ihr Redefluss ist. Bei den einen steckt hinter dem vielen Sprechen der Wunsch nach Aufmerksamkeit, bei anderen vielleicht Unsicherheit oder das Bedürfnis, die Kontrolle über eine Situation zu behalten.
Im neueren Sprachgebrauch nennen wir Menschen, die zwanghaft viel sprechen, Talkaholics. Du erkennst sie an folgenden Merkmalen:
Zwanghaftes Vielsprechen ist keine psychische Störung. Wohl aber können Talkaholics das soziale Miteinander herausfordernd machen. Sie reißen Gespräche schnell an sich und machen es ihrem Gegenüber schwer, gehört zu werden. Als ihr Gesprächspartner fühlen wir uns übergangen und haben das Gefühl, uns würde die Zeit gestohlen. Das ist auf Dauer frustrierend und zehrt an den Nerven, denn Kommunikation sollte immer ein Geben und Nehmen sein. Deshalb ist es wichtig, nicht passiv zu bleiben, sondern aktive Strategien zu entwickeln: Grenzen zu setzen, klar zu kommunizieren und gegebenenfalls das Gespräch sanft in eine ausgewogenere Richtung zu lenken.
Der Plaudertasche aus der Nachbarschaft kannst du vielleicht noch gut ausweichen. Aber wie sollst du reagieren, wenn sich der Kollege im Meeting am liebsten selbst reden hört? Manchmal können wir ein Treffen mit Talkaholics nicht vermeiden und müssen eine Strategie entwickeln, um mit ihnen umzugehen.
Oft ist ihr ständiges Reden ein Zeichen für den Wunsch nach Verbindung und Verständnis. Statt also vorschnell zu urteilen oder dich darüber zu ärgern, dass dir wieder einmal ein Ohr abgekaut wird, versuch es doch einmal mit einem Perspektivwechsel:
Vielleicht sind die Ausführungen des Kollegen einfach ein Ausdruck für den Wunsch, als kompetent wahrgenommen zu werden. Die Nachbarin wiederum sucht Anschluss, weil sie allein lebt und sonst niemanden zum Reden hat. Oft können solche Überlegungen dabei helfen, das Gegenüber zu verstehen und die eigene Geduld zu wahren. Anstatt genervt zu sein, könntest du eine unterstützende Rolle einnehmen, zumindest für einen Moment. Ein einfaches Nicken, ein kurzer bestätigender Kommentar oder gelegentliches Wiederholen von Schlüsselbegriffen zeigt der Sprecherin oder dem Sprecher, dass du gedanklich folgen kannst.
Vielleicht hat dein Gegenüber auch einfach Probleme, seine Gedanken und Gefühle klar strukturiert zu teilen. Auch dann kannst du einfühlsam auf die Situation reagieren: Stell an geeigneten Stellen Fragen und hilf der Person so, nicht den Fokus im Gespräch zu verlieren.
Bei aller Empathie solltest du dich natürlich nicht schutzlos endlosen Monologen ausliefern. Es ist wichtig, dass du deine eigenen Grenzen kennst und sie, wenn nötig, auch setzt. Wenn du im Laufe eines Gesprächs merkst, dass es dich überwältigt oder du dich einfach überrannt fühlst, dann darfst du das aktiv kommunizieren. Nicht nur dein Gegenüber muss sich im Austausch wohlfühlen, auch du selbst.
Grundsätzlich sollten Gespräche ein Austausch sein, eine Bereicherung. Sie sind eine Möglichkeit, Ideen auszutauschen, zu lernen und Beziehungen zu pflegen. Wenn sich ein Gespräch zu einem einseitigen Monolog entwickelt, verliert es diesen Wert. Niemand darf das Gefühl haben, im Gespräch übergangen oder ignoriert zu werden – alle Meinungen und Gefühle sind es Wert, Beachtung zu finden. Auch deine Stimme zählt! Halte dir das vor Augen, wenn es dir schwerfällt, dich einem Talkaholic entgegenzustellen – besonders, wenn du die Person sehr schätzt oder du nicht unhöflich sein willst. Oft braucht es etwas Übung, um die Balance zwischen Empathie und Selbstschutz zu halten. Aber mit der Zeit wird es dir leichter fallen, einen guten Mittelweg zwischen Zuhören und deinem eigenen “Stopp” zu finden.
Zuhören und klare Grenzen setzen – das sind die Zauberworte im Umgang mit Talkaholics.
Grundsätzlich kommt es beim Umgang mit besonders redseligen Menschen darauf an, welches Verhältnis ihr zueinander pflegt. Bei einem Familienmitglied, einer engen Freundin oder einem engen Freund ist es sinnvoll, das Thema direkt und mit Einfühlungsvermögen anzusprechen. Ein offenes Herz-zu-Herz-Gespräch kann hier Wunder wirken, vielleicht könnt ihr dem Thema auch mit Humor begegnen. Im Kollegenkreis oder mit flüchtigen Bekannten solltest du eine etwas distanziertere Herangehensweise wählen. Hier reicht es meist, freundlich und bestimmt eigene Grenzen zu setzen. Im Umgang mit Fremden wiederum ist es völlig in Ordnung, höflich und bestimmt zu sein, ohne ins Detail zu gehen. Ein einfacher Hinweis, dass du gerade beschäftigt bist und keine Zeit für ein ausführliches Gespräch hast, sollte hier genügen.
Bei besonders ausschweifenden Monologen tendieren viele dazu, einfach auf Durchzug zu schalten. Versuche stattdessen zu zeigen, dass du zuhörst – etwa durch Nicken, Lächeln oder Augenkontakt. Auch kurze Bestätigungen wie “Verstehe” oder “Ja, das ergibt Sinn” können signalisieren, dass du das Gesagte wahrnimmst. Diese kleinen Gesten geben der sprechenden Person das Gefühl, gehört zu werden, und helfen ihr so, schneller zum Punkt zu kommen.
Wenn jemand abschweift oder zu lange redet, kann eine höfliche und freundliche Unterbrechung notwendig sein. Ein kurzes Räuspern, aber auch ein Satz wie "Entschuldigung, aber könnten wir zum ursprünglichen Thema zurückkommen?" kann Wunder wirken. Eine andere Möglichkeit ist, eine Zusammenfassung des Gehörten zu geben: „Also wenn ich dich richtig verstanden habe, meinst du …“ Das zeigt nicht nur, dass du zugehört hast, sondern gibt dem Gespräch auch eine Richtung und stellt den Fokus wieder her.
Wenn es dir zu viel wird, kommuniziere deine Grenzen. Ein ehrliches „Ich brauche einen Moment, um das zu verarbeiten“ ist ein freundliches, aber bestimmtes Signal. Je nach Situation kannst du deinem Gegenüber auch mitteilen, dass du momentan nicht die Zeit hast, das Gespräch in vollem Umfang zu führen: „Ich schätze es wirklich, dass du das mit mir teilen möchtest, aber gerade ist nicht der richtige Zeitpunkt. Könnten wir vielleicht später weiterreden?“ Mit einer solchen Formulierung zeigst du deinem Gegenüber Wertschätzung und verschaffst dir gleichzeitig Raum.
Letztlich ist nicht nur das Sprechen eine Kunst, sondern auch das Zuhören. Mit Empathie, Geduld und klarer Kommunikation kannst du dafür sorgen, dass der Austausch auch mit sehr gesprächigen Personen bereichernd wird.
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Schöner Artikel, hilft mir weiter. : )