Tipps für Eltern, um Selbstvertrauen und innere Stärke ihrer Kinder aufzubauen

Ein positives Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind die Basis für ein zufriedenes Leben. In diesem Beitrag erfahren Sie Tipps und Strategien, um das Selbstwertgefühl von Kindern zu stärken.

Tipps für Eltern, um Selbstvertrauen und innere Stärke ihrer Kinder aufzubauen
© Valeria Zoncoll, unsplash.com

Seinem Kind Selbstvertrauen mit auf den Weg geben. Sein Kind stark machen. Wie macht man das?

Wenn wir gering von uns denken, uns ablehnen und klein machen, dann ist auch unser Selbstwertgefühl gering und damit unser Selbstvertrauen. Generell kann man sagen: Je positiver unser Selbstwertgefühl und damit unser Selbstvertrauen sind, umso erfolgreicher und besser können wir mit anderen Menschen, Problemen und dem Leben umgehen.

Das Fundament für unser Selbstvertrauen und unsere innere Stärke wird in unserer Kindheit gelegt.

Eltern und Lehrer haben einen großen Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Kinder. Der Grundstein für das Selbstwertgefühl wird in den ersten 6 Lebensjahren gelegt. Die Erfahrungen, die wir in diesen ersten Lebensjahren machen, prägen unser Selbstwertgefühl entscheidend. Später haben Lehrer und Gleichaltrige einen großen Einfluss. Kinder die häufig kritisiert werden, haben schnell das Gefühl, nicht in Ordnung und minderwertig zu sein.

Wenn Kinder den Eindruck haben, nichts Recht machen zu können, sie häufig gehänselt und bestraft werden, sie häufig mit anderen verglichen werden, wenn von ihnen erwartet wird, immer alles richtig machen zu müssen, um akzeptiert zu werden, entwickeln sie zwangsläufig ein geringes Selbstwertgefühl.

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, dann üben andere Faktoren und Personen einen großen Einfluss auf ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstwertgefühl aus:

1. Gleichaltrige, Mitschüler und Freunde

Die Beliebtheit bei Gleichaltrigen ist enorm wichtig für den Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens und die Stärkung des Selbstwertgefühls. Wenn Kinder aufgrund ihres Äußeren, ihrer Herkunft oder ihrer schulischen und sportlichen Leistung gemobbt, ausgegrenzt und gehänselt werden, dann erfährt ihr Selbstwertgefühl einen großen Knacks, von dem sie sich nur schwer wieder erholen. Die Gefahr, dass sie eine soziale Phobie entwickeln ist groß.

2. Ihr Äußeres

Für beiderlei Geschlechts ist das Äußere, sowohl die "Schönheit" aber auch die Kleidung sehr wichtig. Es ist nun mal eine Tatsache, dass attraktive Menschen leichter und schneller Sympathiepunkte bekommen als andere. Sie sind beliebter und bekommen mehr Aufmerksamkeit. Wenn Kinder das Gefühl haben, aufgrund körperlicher Eigenschaften oder der Kleidung nicht mit den anderen mithalten zu können, dann fühlen sie sich rasch ausgegrenzt und minderwertig.

3. Ihre körperliche Verfassung

Ich erinnere mich noch gut, dass ich mich in der Schule beim Sport hundsmiserabel fühlte. Erstens war ich nicht besonders gut und hatte oft das Gefühl, mich zu blamieren. Was aber noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass ich bei Mannschaftsspielen immer als Letzter von den Mannschaftsführern ausgewählt wurde. Eine solche sportliche Niete wollte keiner in seiner Mannschaft haben. Das empfand ich damals immer als eine große Demütigung.

Wenn Sie als Eltern davon erfahren, dass Ihr Kind im Kindergarten und in der Schule gehänselt und ausgegrenzt wird, wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind kapselt sich ab oder verbringt die Freizeit –  statt mit Gleichaltrigen – nur im Internet, dann braucht Ihr Kind Ihre moralische und elterliche Unterstützung ganz besonders. Wenn Sie sich dabei überfordert oder hilflos fühlen, dann nehmen Sie Kontakt zu einer Kinder- und Jugendberatungsstelle auf.

Hat Ihr Kind Selbstwertprobleme?

Wenn Sie viele der nachfolgenden Fragen mit Ja beantworten können, dann leidet Ihr Kind sehr wahrscheinlich unter einem geringen Selbstwertgefühl. In diesem Fall benötigt Ihr Kind eine extra Portion Zuwendung und Hilfe - vielleicht auch in Form einer psychologischen Beratung bei einer Kinder- und Jugendberatungsstelle.

  • Redet es oft geringschätzig von sich?
  • Traut es sich viele Dinge nicht zu und meidet Tätigkeiten?
  • Ist es in Gegenwart anderer eher schüchtern?
  • Hat es vor neuen Aufgaben eher Angst?
  • Vergleicht es sich häufig mit anderen und fühlt sich weniger wert?
  • Wäre es gerne jemand anderer?
  • Ist es schnell gereizt und fährt schnell aus der Haut?
  • Geht es nicht gerne in die Schule?
  • Sagt es oft, dass andere alles viel besser können und diese viel beliebter sind?
  • Ist es schnell frustriert, wenn ihm auf Anhieb etwas nicht gelingt und gibt rasch auf?
  • Sucht es ständig nach Bestätigung und Zuwendung?

11 Strategien, mit denen Sie das Selbstvertrauen und die innere Stärke (Resilienz) Ihres Kindes aufbauen können

Unter Resilienz versteht man die innere Widerstandkraft und Stärke eines Menschen. Menschen mit guter Resilienz verfügen über die nötige innere Widerstandkraft, um Krisen, Niederlagen und Misserfolge zu meistern. Eine gute seelische Resilienz wird in der Kindheit gelernt und kann trainiert werden.

TIPP 1:Wenn Sie etwas für die Selbstachtung und das Selbstwertgefühl Ihres Kindes tun möchten, dann beginnen Sie bei sich selbst.

Sie können nur etwas überzeugend vermitteln und weitergeben, das Sie selbst besitzen. Wenn Sie mit Kritik nicht umgehen können, wenn Sie bei Niederlagen rasch frustriert und verärgert aufgeben, wie soll Ihr Kind dann lernen, anders mit Niederlagen und Frust umzugehen? Weit wichtiger als Worte sind Taten. Wenn Sie sich anders verhalten, als Sie es Ihrem Kind vermitteln, sind Sie für Ihr Kind nicht überzeugend.

TIPP 2:Ermuntern Sie Ihr Kind regelmäßig, über sich zu sprechen.

Zeigen Sie Interesse daran, was Ihr Kind zu sagen hat, an seinen Gefühlen und was es beschäftigt. Auf diese Weise zeigen Sie ihm, dass Sie seine Gedanken, Gefühle und Person ernst und wichtig nehmen.

TIPP 3:Anerkennende und lobende Worte und Gesten sind der einfachste, schnellste und beste Weg, um das Selbstwertgefühl Ihres Kindes zu stärken.

Kinder wollen - wie Erwachsene - um ihrer selbst willen geliebt werden - d.h. ungeachtet ihrer Fehler, Schwächen und Stärken. Loben Sie wenigstes ein Mal am Tag Ihr Kind bzw. ein Verhalten von ihm. Am besten es, ein Kind dafür zu loben, dass es sich angestrengt und Mühe gegeben hat. Wenn Sie es für Fähigkeiten und Talente loben, etwa dass es gut zeichnen, gut rechnen kann, dann kann das dazu führen, dass es Angst vor dem Versagen bekommt und an sich zweifelt, wenn ihm Fehler unterlaufen. Die Gefahr ist dann groß, dass sein Selbstwertgefühl leidet. Loben Sie Ihr Kind auch dann, wenn ihm etwas nicht gelungen ist - nämlich dafür, dass es den Versuch unternommen hat und den Mut hatte, etwas Neues auszuprobieren.

TIPP 4:Ermutigen Sie Ihr Kind, neue Dinge auszuprobieren und geben ihm die Sicherheit, dass Sie für es da sind, wenn es Sie braucht.

Bieten Sie ihm Hilfe und Unterstützung an, wenn Sie merken, dass es an sich zweifelt oder nicht vorankommt.

TIPP 5:Nehmen Sie Ihr Kind 1 Mal am Tag in den Arm und sagen ihm: Ich mag dich. Ich bin froh, dass du da bist.

TIPP 6:Halten Sie sich mit Kritik zurück und wenn Sie kritisieren, dann nur das Verhalten und niemals die Person.

Sagen Sie ihm z.B.: Ich mag dich (habe dich lieb), aber deine Nörgelei gefällt mir überhaupt nicht. Geben Sie ihm das Gefühl, dass es als Mensch liebenswert und wertvoll ist - auch wenn Sie sein Verhalten kritisieren.

TIPP 7:Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es seinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert ist und diese beeinflussen kann.

Wenn es sich z.B. schlecht fühlt, könnten Sie es auffordern, die Augen zu schließen und sich etwas sehr Schönes aus der Vergangenheit vorzustellen. Oder fordern Sie es auf, sich eine Situation vorzustellen, in der es stolz auf sich war, weil es etwas Besonderes erreicht hat. Nach 1 bis 2 Minuten wird es sich besser fühlen. Erklären Sie ihm, dass es seinen Gefühlen nicht ausgeliefert ist und es Einfluss auf sein seelisches Befinden hat.

TIPP 8:Seien Sie Ihrem Kind ein Vorbild, indem Sie ihm z.B. zeigen, wie man mit Fehlern und Schwächen umgeht.

Zeigen Sie ihm, dass man Fehler machen darf und aus diesen lernen kann - ohne sich dafür zu schämen oder zu verurteilen.

TIPP 9:Regelmäßige emotionale Wärme und Zuneigung in Form von wohlwollendem Lächeln, in den Arm nehmen, knuddeln oder liebevoll über die Haare streichen ist sehr wichtig, um einem Kind das Gefühl zu geben, gemocht und geliebt zu werden. Geizen Sie damit nicht.

TIPP 10:Vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, einzigartig zu sein.

Das beinhaltet keine Vergleiche mit Geschwistern oder anderen Kindern anstellen. Vergleiche untergraben die Selbstachtung. Sie erzeugen in einem Kind das Gefühl, nicht in Ordnung und damit nicht liebenswert zu sein. Eine positive Selbstachtung und ein damit verbundenes positives Selbstwertgefühl sind die wichtigsten Grundlagen dafür, dass Ihr Kind eine stabile psychische Verfassung erlangt, die es ihm erlaubt, darauf zu vertrauen, dem Leben gewachsen zu sein und mit Ablehnung durch andere umzugehen.

TIPP 11:Packen Sie Ihr Kind nicht in Watte und behandeln Sie es nicht wie ein rohes Ei.

Dieser Tipp ist enorm wichtig! Damit Kinder ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln können, müssen diese in jungen Jahren Risiken eingehen und lernen, dass Fehler, Zurückweisungen, Kummer, Schmerz und Niederlagen zum Leben gehören. Eltern möchten ihre Kunder schützen. Wenn Eltern ihre Kinder jedoch überbehüten, beispielsweise indem sie ihnen alle schmerzvollen Erfahrungen, wie Zurückweisung und Niederlagen vorenthalten, wenn sie diese vor allen seelischen und körperlichen Kratzern bewahren wollen oder wenn sie ihnen alle Steine aus dem Weg räumen, dann gauckeln sie ihnen eine heile Welt vor, die es nicht gibt.

Die Folge der Überbehütung und der Samthandschuhe: Die Kinder sind nicht fähig, innere Stärke zu entwickeln, beharrlich, stark und widerstandsfähig zu werden, mit auftretenden Problemen fertig zu werden und sich neuen Bedingungen anzupassen.

Schmerzen aushalten können und erleben, dass man sie überlebt, das ist eine wichtige Erfahrung, die einem als Erwachsener hilft, mit Krisen und Schicksalsschlägen, die jeden unweigerlich treffen, umgehen zu können. Spätestens im Beruf fühlen sich die überbehüteten Kinder schnell überfordert, wenn nicht alles glatt und rund läuft. Burnout oder eine Depression sind vorprogrammiert.

Untersuchungen zeigen: Erwachsene, die über die nötige innere Stärke verfügen, Krisen zu meistern,

  • wurden in der Kindheit emotional unterstützt und ermutigt
  • hatten Eltern, die ihnen hinsichtlich ihrer Widerstandsfähigkeit ein Vorbild waren
  • machten die Erfahrung, dass sie in der Lage waren, etwas bewirken zu können. Sie hatten Selbstvertrauen entwickelt.


Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein müssen trainiert werden, wenn sie sich entwickeln sollen. Durch die Vorenthaltung von negativen und schmerzlichen Gefühlen und Erfahrungen lernen Kinder nicht, mit einem Scheitern umzugehen und schwierige Situationen zu meistern. Dem Druck und den Anforderungen im späteren Berufsleben sind sie dann nicht gewachsen, da ihr mentales Immunsystem in der Kindheit nicht gestärkt wurde.

Wenn Sie Ihrem Kind schmerzvolle Erfahrungen ersparen bzw. ihm diese aus dem Weg räumen, dann vermitteln Sie ihm, dass es nicht fähig ist, damit umzugehen. Und genau das ist dann auch der Fall.


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