Was tun, wenn man sich oft gekränkt und verletzt fühlt?

Kränkungen verstehen und überwinden. Was tun wenn Sie schnell beleidigt nachtragend und verletzt sind? Wie sich ein dickeres Fell zulegen?

Was tun, wenn man sich oft gekränkt und verletzt fühlt?
© Christian Newmann, unsplash.com

Wer nachtragend ist, fühlt sich verletzt und gekränkt und hat schwer an den Kränkungen zu tragen. Wie über Verletzungen und Kränkungen hinweg kommen? Wie ein dickeres Fell entwickeln?

Gehen Ihnen häufig Bemerkungen, die andere über Sie machen, unter die Haut? Hat man Ihnen schon oft vorgeworfen, Sie seien eine Mimose, würden alles in den falschen Hals bekommen, alles persönlich nehmen, schnell eingeschnappt und nachtragend sein und keinen Spaß verstehen? Schmollen Sie häufig und ziehen sich in ein Schneckenhaus zurück?

Dann tragen Sie mit sich eine schwere Last herum, die Ihr seelisches Wohlbefinden und die Beziehung zum Partner und den Mitmenschen empfindlich stört.

Warum bekomme ich immer alles in den falschen Hals?

Mit der Beschreibung "etwas in den falschen Hals bekommen" wollen wir gewöhnlich ausdrücken: Ein anderer sagt oder tut etwas und wir interpretieren sein Verhalten als Missachtung, Zurückweisung und Angriff auf unsere Person.

Warum dies passiert, kann viele Ursachen haben:

  • Wir hören dem anderen nicht richtig zu, sind z.B. abgelenkt oder mit eigenen Themen beschäftigt. So bekommen wir nur die Hälfte seiner Botschaft mit und es besteht die Gefahr, dass wir diese falsch verstehen.
  • Wir deuten die Worte des anderen falsch, d.h. verbinden die Worte mit einer anderen Bedeutung. Manche Worte wie z.B. gewissenhaft oder ehrgeizig können wir als positiv oder negativ ansehen.
  • Wir deuten die Mimik oder Gestik unseres Gegenübers falsch. Z.B. wendet der andere seinen Kopf ab, weil er einen steifen Hals hat, und wir bewerten dies, dass er nicht an einem Gespräch mit uns interessiert ist.
  • Wir hören ein „Reizwort“, das uns an vergangene negative Erfahrungen mit anderen Menschen erinnert, und schlussfolgern, dass er es ähnlich meint.
  • Wir haben unrealistisch hohe Erwartungen an andere, sind deshalb schnell enttäuscht und bewerten dies dann z.B. als „Der andere mag mich nicht.“
  • Wir haben generell eine negative Einstellung zu anderen Menschen, glauben z.B., dass sie uns nur ausnützen oder betrügen wollen. So wittern wir hinter ihrem Verhalten schnell einen Angriff oder eine Bedrohung.
  • Wir haben eine negative Einstellung zu uns selbst und haben Angst, dass andere uns ebenfalls negativ sehen. So bewerten wir das Verhalten oder die Worte anderer schnell als Kritik oder Ablehnung.
     

Sie haben sicher bemerkt: bei den letzten beiden Punkten handelt es sich um generelle Lebenseinstellungen. Wenn wir andere oder uns generell negativ sehen, dann laufen wir quasi mit einer dunklen Brille umher, durch die wir alles in dunklen Farben sehen. So sehen wir dann eben immer nur „der andere mag uns nicht, wirft uns etwas vor, macht uns klein, hält uns für minderwertig, .....“

Um in Zukunft nicht immer alles in den falschen Hals zu bekommen, müssen wir "unsere Brille abnehmen", d.h. unsere Einstellungen und Bewertungen überprüfen. Wir müssen uns z.B. fragen: „Kann ich sein Verhalten auch anders bewerten?“ und unser Gegenüber gegebenenfalls fragen, wie er etwas meint.

Folgen, wenn wir nachtragend und schnell eingeschnappt sind

In der Partnerschaft kommt es zu ständigen Streitereien und Vorhaltungen.

Der Verletzte

  • wirft dem Partner immer wieder vor, dass dieser ihn nicht liebe, dass er gemein und rücksichtslos sei.
  • kramt ständig vergangene Verletzungen hervor, die er dem Partner unter die Nase reibt.
  • sinnt nach Rache, um dem Partner dessen Gemeinheiten zurückzuzahlen.
  • zieht sich schmollend und weinend zurück, um dem Partner Schuldgefühle zu machen und ihn quasi emotional zu erpressen.
  • hat ständig Angst vor Ablehnung und Zurückweisung.

Der Beschuldigte

  • reagiert zunehmend genervt,
  • macht dem gekränkten Partner Vorwürfe, dieser überreagiere,
  • zieht sich emotional zurück und denkt vielleicht sogar über eine Trennung nach,
  • sagt immer weniger oder legt jedes seines Worte auf die Goldwaage, aus Angst, der Partner könne wieder gekränkt reagieren.

Was tun, wenn Sie schnell beleidigt und nachtragend sind?

TIPP:Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl und Ihr Selbstvertrauen

Wenn Sie sehr sensibel sind und sich häufig gekränkt und verletzt fühlen, dann spricht das dafür, dass Ihr Selbstwertgefühl und Ihr Selbstvertrauen geschwächt sind. Sie denken gering von sich und deshalb trifft Sie vermeintliche oder tatsächliche Kritik sehr stark.

Wenn Sie gelassener reagieren und weniger empfindlich sein möchten, müssen Sie lernen, Ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

 

Wenn Sie überzeugt sind, dass Sie o.k. und liebenswert sind, geht Ihnen nicht mehr jede Äußerung unter die Haut. Der Boxer Max Schmeling soll einmal gesagt haben: Die Kritik der anderen hat mich so tief getroffen, weil sie meinen eigenen Zweifeln entsprachen. Überwinden Sie die Zweifel an Ihrer Person und Sie reagieren zukünftig nicht mehr ständig gekränkt und verletzt

Sein Selbstwertgefühl stärken braucht Zeit. Haben Sie Geduld mit sich.

Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
3.96 Sterne (1330 Leserurteile)

Dein Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.

Bitte die zwei gleichen Bilder auswählen:

juditha schreibt am 20.08.2020

Wenn ich mich daran erinnere, dass ich erwachsen bin geht es mir besser mit der Situation. Zudem habe ich festgestellt, dass ich mit offener Kritik besser umgehen kann, nur dieses subtile, das in "der Luft liegt" bringt mich so sehr aus der Fassung.


Inhalt des Beitrags   
Inhalt des Beitrags 
 Warum bekomme ich immer alles in den falschen Hals?
 Folgen, wenn wir nachtragend und schnell eingeschnappt sind
 Was tun, wenn Sie schnell beleidigt und nachtragend sind?
Weitere Beiträge
 6 Fehler im Umgang mit der Zeit
 6 Tipps, wie du dich aus der Opferrolle befreist
 8 Tipps, wie du deine Angst vor Ablehnung und Kritik überwinden kannst