Neid ist ein Hinweis und Motor für Veränderung – Podcast #78

In dieser Folge des Podcasts "Wecke  deine Lebensfreude" zeigt Maja Günther, was du tun kannst, um niemanden mehr beneiden zu müssen.

Neid ist ein Hinweis und Motor für Veränderung – Podcast #78
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotos von unsplash.com

In dieser Podcastfolge geht es um das Gefühl von Neid. Worauf oder auf wen bist du neidisch? Was kannst du tun, um dich besser zu fühlen? Wie kann es dir gelingen, dein Selbstwertgefühl soweit aufzubauen, dass du niemanden mehr beneiden musst?

Hast du auch schon einmal das quälende und nagende Gefühl gespürt, andere zu sehen, die scheinbar attraktiver, klüger oder unbeschwerter sind als du? Oder kennst du Menschen, denen alles leicht zu fallen scheint? Auf der einen Seite wünschst du dir das, was sie haben. Auf der anderen Seite verwünschst du diese Menschen, weil sie dich schlecht fühlen lassen.

Ursachen und Auslöser von Neidgefühlen

Neid entsteht immer dann, wenn wir uns mit anderen vergleichen. Wir neiden der anderen Person etwas, das wir nicht haben. Meistens beneiden wir sie um die Dinge, die wir uns am meisten wünschen. Wenn wir jung sind, geht es häufig um Aussehen und Leistung. Werden wir älter, geht es immer öfter um die Gesundheit. Wir vergleichen uns mit Menschen in ähnlichen Lebenssituationen und bekommen selbst das Gefühl, es würde uns genau das fehlen, was die anderen haben. Das kann soweit gehen, dass wir anderen gegenüber negative Emotionen entwickeln und sie das manchmal auch spüren lassen.

In der Psychologie unterscheidet man konstruktiven und destruktiven Neid. Neid kann sich motivierend und fördernd auswirken, wenn er uns anspornt, etwas zu erreichen, das wir bei anderen beobachten und für erstrebenswert halten. Neid kann aber auch zerstörend wirken und dazu beitragen, dass wir uns selbst abwerten.

Neid entsteht aus dem Vergleich

Mach dir bewusst, dass Neid immer im Vergleich stattfindet. Gäbe es niemanden außer dir in der Situation, dann würdest du dich automatisch auf dich konzentrieren und schauen, was du tun kannst, um die Situation zu meistern. Insofern lenkt Neid dich von dir selbst ab. Du richtest deine Aufmerksamkeit auf einen anderen Menschen und auf seine Situation. Das, was du dort siehst, ist jedoch immer nur ein Ausschnitt dessen, was er ist oder hat. Du siehst nur das, was du neidest. Welcher Preis dafür bezahlt wurde oder wird, siehst du nicht. 

Das Schlüsselloch-Phänomen

Ein Phänomen des Vergleichs ist, dass wir immer wie durch ein Schlüsselloch schauen.

Angenommen du bist in einer Festanstellung und beneidest einen Freund für seine selbstständige Tätigkeit. Dann schaust du vermutlich auf das, was an deiner Situation mit all ihren Weisungen, Regeln und Abhängigkeiten schwer ist, und vergleichst sie mit den Vorteilen einer Freiberuflichkeit. Deren Nachteile, angefangen von unregelmäßigen Arbeitszeiten, über ständigem Druck, Aufträge zu bekommen, bis hin zur fehlenden finanziellen Absicherung im Alter, blendest du in dem Moment aus. Gleichzeitig hast und hättest auch du immer die Wahl, an deiner eigenen Situation etwas zu ändern. Das ist oft leichter gesagt, als getan, weil wir Menschen Gewohnheitstiere sind und immer das leichter zu sein scheint, was wir kennen und schon jahrelang tun. Du müsstest also deine Komfortzone verlassen und dich auf neues und zunächst unsicheres Terrain wagen. Was dir dabei erstmal nicht hilft, ist, deine Situation neidvoll mit einer völlig anderen zu vergleichen.

Und doch ist manchmal genau das richtig und wichtig. Neidgefühle können dich nämlich unbewusst darauf hinweisen, dass du mit deiner Situation nicht mehr zufrieden bist. Vielleicht wäre es an der Zeit, die ein oder andere Veränderung vorzunehmen. Es kann natürlich auch sein, dass du dich von anderen blenden und ablenken lässt, dass du deinen eigenen Wert nicht mehr wahrnehmen kannst. Genau das gilt es für dich herauszufinden. 

Eine sehr persönliche Fallgeschichte

Mir selbst ging es übrigens genauso. Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, Zeitung zu lesen, aber dadurch hatte ich als Jugendliche oft das Gefühl, nicht dazuzugehören. Für meine Freunde war es selbstverständlich, sich durch die Zeitung zu informieren. So waren sie auf dem neuesten Stand und konnten miteinander über aktuelle Geschehnisse in der großen und kleinen Welt sprechen, und ich fühlte mich klein und unwissend. Ich habe mich vor diesen täglichen Unterhaltungen jahrelang gedrückt und nie darüber geredet, dass ich keine Zeitung lese. Andere habe ich für ihr Interesse am Zeitunglesen beneidet. Es war mir ein Rätsel, wie man diese Vielzahl an Informationen verarbeiten und verstehen konnte.

Irgendwann begann ich, angeregt durch ein Gespräch mit einer Freundin, der es genauso ging, mir Gedanken darüber zu machen, warum ich keine Zeitung las. Mir wurde klar, dass ich zu den Menschen gehöre, die immer Gesamtzusammenhänge verstehen wollen. Ein Artikel löst in mir daher eine Flut an Bildern und Gedanken zum jeweiligen Thema aus. Gleichzeitig hatte ich nie den Eindruck, in Zeitungstexten wirklich genug Parameter für ein unabhängiges und realistisches Bild zu bekommen. Das führt am Ende dazu, dass mich Zeitungsartikel an eine emotionale Belastungsgrenze bringen, weil ich den Eindruck bekomme, nichts verändern zu können.

Das Nachdenken über die Ursachen für meine neidvollen Gefühle haben mir geholfen, eine für mich logische Erklärung zu finden, warum ich keine Zeitungsleserin bin. Heute weiß ich, dass ich genauso informiert und intelligent bin wie andere. Es fehlt mir nichts, ich kann jetzt offen über meine Abneigung zu Zeitungen sprechen und verstecke mich nicht mehr.

Das kannst du tun, wenn du wieder einmal neidisch bist

Wenn du das nächste Mal merkst, dass du neidisch wirst, dann frage dich, was das, was dieses Gefühl für dich bedeutet. Was ist dir deine Situation wert, die du mit der anderen vergleichst? Mache dir bewusst, dass du von der oder dem anderen lediglich einen Ausschnitt siehst. Überlege dir dabei Folgendes: Angenommen, du würdest in dieser Situation mit der anderen Person tauschen wollen, dann müsstest du ganz mit ihr tauschen, um es als sie zu erleben. Und dann stell dir diese Fragen: Würdest du das wirklich wollen? Könntest du haben oder sein, was die oder der andere ist? Hält dich etwas davon ab, das zu haben oder zu sein, was die oder der andere ist? Könntest du an deiner Situation etwas verändern? Willst du es ändern? 

Ich wünsche dir, dass du deinen Neid überwindest und stolz bist auf das, was und wer du bist. Du kannst immer etwas verändern, aber dein Leben ist nicht weniger wert, nur weil andere etwas sind oder haben, das du gerne wärst oder hättest. Alles hat seinen Preis, und auch du hast schon für das ein oder andere einen Preis bezahlt und Hürden genommen, wofür du am Ende von anderen bewundert oder vielleicht sogar beneidet wurdest. 

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Maja Günther

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