Die Beziehung zu Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester ist gestört? Sie verspüren Neid Eifersucht oder Hass? Tipps, wie Sie sich mit Geschwistern aussöhnen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Leben Sie im Streit mit Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester? Würden Sie sich gerne aussprechen und versöhnen? Tipps, um sich wieder näherzukommen.
Wir können uns nicht aussuchen, ob wir als Einzelkind oder mit Geschwistern in der Familie aufwachsen. Auch unsere Position in der Geschwisterreihe, ob als erstgeborenes, mittleres Kind oder als „Nesthäkchen“, wird quasi über unseren Kopf hinweg bestimmt.
Es ist möglich, dass wir uns über ein Geschwisterchen freuen und eine enge Beziehung zu ihm entwickeln. Gelegentliche Streitereien können unserer liebevollen Bindung dann nichts anhaben. Möglich ist aber auch, dass wir unserem Geschwisterchen von Anfang an voller Hass und Neid begegnen und es als unseren Feind ansehen, der uns die Liebe unserer Eltern abspenstig macht.
Manchmal behalten wir diese positive oder negative Beziehung zu unserem Bruder oder unserer Schwester bis an unser Lebensende bei. Manchmal wünschen wir uns aber auch, sind wir erst einmal erwachsen, dass die Probleme zwischen unserem Bruder oder unserer Schwester geklärt werden und wir eine liebevolle Beziehung haben können.
Vorausschicken möchte ich, dass Sie natürlich nur für Ihr Denken, Ihre Gefühle und Ihr Tun verantwortlich sind. Um mit einem anderen Menschen eine harmonische Beziehung eingehen zu können, müssen beide dazu bereit sein. Bleibt Ihre Schwester oder Ihr Bruder weiterhin neidisch, abwertend, vorwurfsvoll oder zynisch Ihnen gegenüber, dann können Sie nur innerlich Frieden mit ihr/ihm schließen.
Das ist jedoch auch schon ein wesentlicher Schritt, mehr ins innere Gleichgewicht zu kommen. Neid und Hass belasten nämlich auf Dauer unsere Psyche. Wir werden verbittert und können sogar eine Verbitterungsstörung entwickeln. Selbst wenn wir unseren Bruder oder unsere Schwester vollkommen aus unserem Leben verbannen, kostet es Energie, nicht an diese/n zu denken.
Eifersucht ist ein Gefühl, das entsteht, wenn wir befürchten, etwas zu verlieren, was wir glauben, dringend zu benötigen. Eifersucht entsteht besonders häufig, wenn wir erstgeboren sind und ein Geschwisterchen auf die Welt kommt. Wir müssen miterleben, wie plötzlich ein anderes Wesen im Mittelpunkt steht und einen Großteil der Aufmerksamkeit und Liebe auf sich zieht.
Dass dieses kleine Wesen noch mehr Pflege als wir benötigt, können wir aufgrund unserer Unreife nicht verstehen. Neid entsteht, wenn andere etwas besitzen, das wir nicht haben und glauben, nicht bekommen zu können. Ein Geschwisterchen bietet häufig sehr viele Möglichkeiten, uns mit ihm zu vergleichen.
So kommt es vielleicht mit seiner fröhlichen Art oder seinem hübschen Aussehen bei anderen Menschen besser an als wir. Vielleicht fällt ihm in der Schule alles zu, was wir uns erst mühevoll aneignen müssen. Vielleicht geben ihm unsere Eltern mehr Freiheiten, weil es älter als wir ist. Vielleicht sieht unser Geschwisterchen einem Elternteil sehr ähnlich und die Eltern sind deshalb besonders stolz auf es. Vielleicht wird uns unser Geschwisterchen als leuchtendes Vorbild hingestellt und wir schaffen es nicht, auch mal ein Lob zu bekommen.
Gleichgültig, welche Ursachen sich hinter unseren Neid- und Eifersuchtsgefühlen verbergen, wir fühlen uns gegenüber unserem Geschwisterchen benachteiligt und glauben im Vergleich zu ihm, zu wenig Beachtung, Liebe, Unterstützung und Fürsorge von unseren Eltern zu bekommen. Tausende von Einzelheiten und nagenden, kleinen und großen Erlebnissen können wir gewöhnlich als Beweise für unsere Einschätzung anführen.
Neid und Eifersucht können sich bereits im Kleinkindalter entwickeln, entstehen manchmal aber auch erst, wenn wir älter sind. Beispielsweise können wir neidisch auf unsere Schwester oder unseren Bruder sein, weil sie bzw. er beim anderen Geschlecht besser ankommt, einen höheren Schulabschluss, eine größere finanzielle Unabhängigkeit erreicht oder einen größeren Anteil vom Erbe erhält.
Wenn wir Neid und Eifersucht verspüren, dann sind diese Gefühle für uns Realität. Wir spüren sie und glauben, mit unserer Sichtweise im Recht zu sein. Für uns steht fest, dass unsere Schwester bzw. unser Bruder von den Eltern bevorzugt wurde oder noch wird. Über die Jahre haben wir hierzu viele „Beweise“ gesammelt. Neid und Eifersucht müssen jedoch nicht unbedingt etwas mit den wirklichen Vorkommnissen zu tun haben.
Grund hierfür ist, dass unsere Gefühle aufgrund unserer Bewertungen entstehen: Wir nehmen das Verhalten anderer wahr und bewerten es als „Mein Geschwisterchen wird mehr geliebt, wird bevorzugt, ist besser als ich ....“ In einem weiteren Schritt ziehen wir dann noch unsere Schlussfolgerung aus unserer Bewertung. Z.B. „Die Bevorzugung meines Bruders bedeutet, ich bin nicht liebenswert, minderwertig, unerwünscht, ein Versager.“
An Ihrer persönlichen Bewertung und Schlussfolgerung muss dann, wenn Sie Ihre Eifersucht- und Neidgefühle Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder gegenüber überwinden wollen, Ihre Beziehungsarbeit ansetzen.
Was genau haben meine Eltern getan?
Hierzu fragen Sie sich: Wie hätte ein neutraler Beobachter diese Situation beschrieben, ohne sie zu bewerten?
Beispielsweise:
Ob dies bedeutet, dass er Sie weniger geliebt hat? Nun, das ist Ihre persönliche Bewertung. Doch auf jeden Fall ist Ihre Schlussfolgerung, die Sie daraus gezogen haben, verkehrt: Sie sind deshalb nicht weniger liebenswert. Sie sind liebenswert, auch wenn die Eltern z.B. aufgrund eigener seelischer Probleme Ihnen die Liebe nicht so geben konnten, wie Sie es sich gewünscht haben oder für Ihre Entwicklung gebraucht hätten.
Was in deren Lebensgeschichte und deren Einstellungen könnte dazu geführt haben, dass Sie Ihre Schwester bevorzugt haben? War sie ihnen z.B. ähnlicher oder total unterschiedlich zu ihnen? Entsprach sie eher den Erwartungen Ihrer Eltern? War sie behindert und die Eltern hatten ein schlechtes Gewissen? War sie unerwünscht und die Eltern wollten etwas gut machen? Lebt sie das Leben, dass Ihre Eltern sich immer für sich selbst gewünscht haben?
Statt sich auf die Stärken Ihrer Schwester oder Ihres Bruders zu konzentrieren, sollten Sie sich überlegen, was Sie anzubieten haben. Was haben Sie in Ihrem Leben vollbracht, was zeichnet Sie aus, weshalb sind Sie ein liebenswerter Mensch?
Wir können immer nur so handeln, wie wir gerade denken und fühlen. Als kleine Kinder handeln wir auf der Basis des Wissens und der emotionalen Reife, die wir zu diesem Zeitpunkt erreicht haben. Wir sind z.B. erst im Verlauf unserer späteren Kindheit in der Lage, unsere Gefühle gezielt zu steuern, unsere Gedanken und unser Verhalten zu hinterfragen, uns in andere hineinzuversetzen und diese zu verstehen, sowie eigene Wünsche zurückzustellen und zu verzeihen.
Diese Fähigkeiten benötigen wir aber, um eine gute Beziehung zu unserem Bruder oder unserer Schwester zu gestalten bzw. wiederherzustellen.
Außerdem sind wir als kleine Kinder noch sehr stark von der Fürsorge und Zuwendung unserer Bezugspersonen abhängig. Sie sind für uns wichtig, um überleben zu können. Deshalb setzen wir sehr viel Energie dafür ein, die Liebe und Aufmerksamkeit unserer Eltern zu bekommen – manchmal auch zum Nachteil unserer Geschwister.
Vielleicht gehören Sie auch zu den Geschwistern, die es ihrem Bruder oder ihrer Schwester nicht leicht gemacht haben. Sie haben ihr Geschwisterchen vielleicht oft gehänselt, schikaniert oder ausgegrenzt. Vielleicht haben Sie ständig mit ihr oder ihm um die Liebe Ihrer Eltern konkurriert und jedes Mittel war Ihnen Recht, sich aufzuwerten und die Schwester bzw. den Bruder schlecht zu machen.
Wenn Sie Ihr Verhalten heute im Rückblick betrachten, schämen Sie sich dafür und machen sich Schuldgefühle.
Schuldgefühle machen nichts ungeschehen, sie sind überflüssig und bringen Ihnen nur Leid. Nicht Ihr früheres Verhalten ist verantwortlich für Ihre Schuldgefühle sondern Ihre Selbstvorwürfe bezüglich dieses Verhaltens.
Was genau haben Sie Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder angetan, hätten es aber aus heutiger Sicht nicht tun dürfen? Was genau haben Sie nicht getan, hätten es aber nach heutiger Sicht für Ihre Schwester oder Ihren Bruder tun sollen?
Aus welchen Gefühlen heraus haben Sie gehandelt? Eifersucht, Neid, Einsamkeit, Minderwertigkeit, Angst, Wut, Enttäuschung, Rache...?
z.B.: Selbstvertrauen, Selbstliebe, die Fähigkeit, über Gefühle zu sprechen, emotionale Reife, die Unterstützung der Eltern, ....?
Sprechen Sie über Ihre Gefühle und Ihre Einstellungen, die Sie zu Ihrem negativen Verhalten geführt haben. Fragen Sie Ihren Bruder bzw. Ihr Schwester, wie diese Ihr Verhalten erlebt haben. Versetzen Sie sich in Ihre Schwester oder Ihren Bruder hinein, wie diese bzw. dieser sich damals gefühlt haben muss. Drücken Sie Ihr Bedauern über Ihr negatives Verhalten aus.
Zu hören, dass Sie sich die Mühe machen, sich in sie oder ihn hineinzuversetzen und dass Sie Ihr Verhalten heute anders sehen, tut Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester wahrscheinlich sehr gut. Erwarten Sie aber nicht, dass er oder sie Ihnen verzeiht und Ihnen um den Hals fällt. Meist braucht der oder die Betroffene länger und muss Ihr Bedauern häufiger hören, bis er bzw. sie die Kränkung bewältigen und verzeihen kann.
Sie waren Kind und hatten keine anderen Möglichkeiten. Ihr Verhalten war Ausdruck Ihrer negativen Gefühle von Hass, Neid, Eifersucht, etc. Ihre negativen Gefühle waren das Resultat Ihrer negativen Sichtweise, die Sie zum damaligen Zeitpunkt hatten. Sie haben Ihr Geschwisterchen quasi als Ihren persönlichen Feind betrachtet.
In irgendeiner Weise war Ihre Schwester oder Ihr Bruder Ihr Rivale, der Ihnen etwas weggenommen hat oder etwas erhalten hat, was Sie auch gerne gehabt hätten. Sie waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht autark sondern auf die Liebe und Pflege Ihrer Eltern angewiesen.
Heute als erwachsener Mensch haben Sie jedoch die Möglichkeit, sich zu entscheiden, wie Sie Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder begegnen wollen. Hierzu benötigen Sie keine Schuldgefühle. Es genügt, dass Sie Ihr Verhalten bedauern und bereuen. Akzeptieren Sie, dass Sie sich als Kind so verhalten haben, wie es Ihnen zum damaligen Zeitpunkt aufgrund der Situation und Ihrer Reife möglich war.
Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, dass Sie heute noch ein Stück Wiedergutmachung leisten können.
Wenn wir ab und zu einmal wütend sind auf unseren Bruder oder unsere Schwester, dann ist dies Ausdruck einer normalen geschwisterlichen Beziehung. In der Kindheit war es vielleicht das Spielzeug, das uns von unserer Schwester oder dem Bruder weggenommen wurde, was uns wütend machte. Heute als erwachsener Mensch ärgern wir uns vielleicht, weil wir von ihm oder ihr nicht zum Geburtstag eingeladen werden oder dieser/diese unsere Eltern zu selten besucht.
Hassgefühle sind etwas ganz anderes als gelegentlicher Ärger. Sie können so weit gehen, dass wir in erbitterten Streit geraten, wann immer wir aufeinander treffenden oder den Kontakt zu unserem Bruder oder unserer Schwester vollkommen abbrechen. Hass steht gewöhnlich am Ende einer langen Liste als kränkend erlebter Erfahrungen und Ungerechtigkeiten oder aufgrund eines einmaligen, extrem verletzenden Ereignisses. Hass ist ein Gefühl, was auf uns selbst zurückfällt. Wenn wir hasserfüllt umherlaufen und unsere Schwester oder unseren Bruder vielleicht am liebsten tot wissen wollen, dann leiden zunächst einmal wir.
Wann immer wir ihr oder ihm persönlich begegnen, der Name fällt und wir daran denken, wird unser Körper in Wallung geraten, unser Blutdruck steigen, sich alles in uns zusammenkrampfen, etc. Unser Körper nimmt eine Kampfposition ein oder wir erstarren.
Hass macht uns ebenso abhängig von einer anderen Person wie Liebe. Während aber Liebe wohltuend für unseren Körper ist, wirkt Hass alarmierend. Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir lernen, unseren Bruder oder unsere Schwester zu akzeptieren und ihr oder ihm eher neutral zu begegnen.
Finden Sie heraus, was genau Sie an Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder stört und weshalb es Sie stört. Was hat sie oder er getan, was Sie als Bedrohung für sich ansehen? Was werfen Sie ihr oder ihm vor? Wenn Sie viele Vorwürfe haben, dann notieren Sie sich diese am besten schriftlich in einer Liste.
Was ist er oder sie für ein Mensch, welche Lebenseinstellungen hat er oder sie? Wenn er oder sie Sie verletzt, steht meist dahinter, dass er oder sie sich Ihnen unterlegen fühlt und sich zuerst von Ihnen in irgendeiner Form verletzt fühlte. Insbesondere dann, wenn sich Ihre Vorwürfe auf die Kindheit beziehen, sollten Sie dabei berücksichtigen, zu welchem Verhalten Ihre Schwester oder Ihr Bruder zum damaligen Zeitpunkt überhaupt in der Lage war.
Mehr Selbstvertrauen, Selbstliebe, die Fähigkeit, über Gefühle zu sprechen, emotionale Reife, mehr Aufmerksamkeit von den Eltern, ...?
Möglicherweise haben Sie zum damaligen Zeitpunkt noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen – einfach weil Sie emotional unreif waren. Mit der Zeit könnte es zu einer Art Teufelskreis gekommen sein, bei der jeder von ihnen beiden sich vom anderen immer wieder angegriffen und verletzt fühlte.
Häufig passiert es z.B., dass Geschwister nach einer Trennung der Eltern von diesen gegeneinander ausgespielt werden. KKinder übernehmen die Bewertung der Eltern ungefiltert. Oder wenn ein Geschwisterchen chronisch krank ist und permanent die Aufmerksamkeit der Eltern erfordert und bekommt, so kann dies für seinen Bruder oder seine Schwester sehr verletzend sein. Es fühlt sich unwichtig und allein gelassen.
Hinter Hassgefühlen verbergen sich immer eine Bewertung und eine Forderung. Beispielsweise:
Diese Haltung Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder gegenüber erzeugt Ihre Hassgefühle. Sie fühlen sich durch diese Haltung von ihr bzw. ihm bedroht. Überlegen Sie, ob Ihre Schwester oder Ihr Bruder für Sie als erwachsener Mensch tatsächlich noch eine Bedrohung sein kann. Oder ist es so, dass Sie sich ihr bzw. ihm gegenüber noch wie das kleine Mädchen oder der kleine Junge verhalten? Sie führen nun Ihr eigenes Leben, suchen sich Ihre Freunde und sind selbst für sich verantwortlich. Sie können nun Abstand zu ihr bzw. ihm halten und können auch ohne ihre/seine Zuwendung und Anerkennung leben.
In diesem Brief beschreiben Sie ihr bzw. ihm, wie Sie ihr/sein Verhalten erlebt, bewertet und wie Sie sich gefühlt haben. Greifen Sie dabei die Situationen auf, die Sie unter Punkt 1 aufgeführt haben.
Machen Sie keine Vorwürfe sondern bleiben Sie bei sich. Beschreiben Sie lediglich Ihre Beobachtungen, Gedanken und Gefühle. Schildern Sie dies in der „Ich-Form“: „Ich habe die Situation so .... erlebt, so .... bewertet und ich so .... gefühlt.“ Schildern Sie auch, welches konkrete Verhalten Sie sich von Ihrer Schwester bzw. Ihrem Bruder gewünscht hätten.
Lassen Sie sich für diesen Brief ruhig Zeit. Sie können ihn über einen längeren Zeitraum immer wieder fortsetzen - wann immer Ihnen kleine schmerzliche Episoden einfallen. Wenn Sie den Eindruck haben, jetzt alles ausgedrückt zu haben, dann schließen Sie mit dem Satz: „Jetzt habe ich dir alles gesagt, was mir auf dem Herzen lag, und bin bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und dir zu verzeihen.“ Sagen Sie sich diesen Satz immer wieder, bis Sie ihn innerlich als wahr spüren können.
Was würde sich in Ihrem Leben ändern, wenn Sie Ihre Schwester oder Ihren Bruder akzeptieren würden, wie sie oder er ist? Was würde passieren, wenn Sie ihr oder ihm sein Verhalten verzeihen würden? Malen Sie sich aus, wie Sie sich selbst anders fühlen und verhalten würden. Malen Sie sich aus, was sich in der Beziehung zu Ihrem Partner, Ihren Eltern, Ihren Freunden oder Kollegen ändern würde.
Dabei bedeutet, Ihre Schwester oder Ihren Bruder annehmen und ihm verzeihen, nicht, dass Sie ihr oder sein Verhalten gutheißen und richtig finden. Es bedeutet lediglich, dass Sie akzeptieren, dass sie oder er ein Familienmitglied ist und sich in dieser Form Ihnen gegenüber verhalten hat oder verhält. Es bedeutet auch, zu akzeptieren, dass er oder sie vollkommen anders denkt und fühlt als Sie.
Ihre Schwester oder Ihr Bruder dürfen so sein, auch wenn es Ihnen nicht gefällt und Sie es nicht für richtig halten. Sie müssen keinen Kontakt zu ihr oder ihm aufnehmen, wenn Sie diesen bislang vermieden haben. Es geht hier darum, innerlich Frieden mit ihm oder ihr zu schließen. Es ist okay, wenn Sie enttäuscht oder traurig sind, weil Sie keine gute Beziehung zu Ihrer Schwester oder Ihrem Bruder haben können.
Ich leide unter der schlechten Beziehung zu meiner Schwester. Wenn wir uns sehen, dann kritisiert sie ständig an mir herum und stichelt, wo es nur geht. Ich habe den Eindruck, dass sie neidisch auf mich und mein Leben ist. Was kann ich dagegen tun?
Ich habe geantwortet:
Neid ist ein Gefühl, das sicher die meisten von uns schon einmal verspürt haben. In positiver Form ist Neid ein Ausdruck von Bewunderung. In dem Augenblick, in dem der Neid aber mit Sarkasmus und Kritik einhergeht, vergiftet er das eigene Gefühlsleben und den Kontakt zur Umwelt. Wenn Ihre Schwester sich nicht über Ihr Glück und Ihre Erfolge mit Ihnen freuen kann, kann sich dahinter also durchaus Neid verbergen.
Ursache ihres Neides könnte z.B. ein geringes Selbstwertgefühl und der Glaube, ihr fehle etwas, was sie unbedingt auch haben sollte, sein. Vielleicht neidet Sie ihnen Ihre Attraktivität und die Anerkennung, die Sie von anderen erhalten. Wenn Ihre Schwester nicht mit dem eigenen Leben zufrieden ist, dann tut sie sich auch schwer, Ihnen etwas zu gönnen.
Dabei hat der Neid nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass es Ihrer Schwester tatsächlich schlechter geht als Ihnen. Es genügt, wenn sie es so sieht. Da Ihre Schwester ihren Neid also selbst verursacht, haben Sie auch wenige Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Sie können lediglich darauf achten, dass Sie nicht noch Öl ins Feuer schütten und besonders ausführlich über Dinge zu berichten, von denen Sie wissen, dass Ihre Schwester schwer damit umgehen kann.
Hilfreich kann es auch sein, wenn Sie in einer ruhigen Minute mit Ihrer Schwester über ihr Verhalten sprechen können. Beschreiben Sie einfach nur Ihre Beobachtungen, ohne diese als Neid zu bewerten. Sie können sich auch bewusst darum bemühen, die Schwester immer mal wieder zu loben und ihre Erfolge zu erwähnen. Erinnern Sie sich selbst zudem immer wieder daran, dass das Verhalten Ihrer Schwester nichts mit Ihnen zu tun hat, es sagt nur etwas über diese aus.
Lust auf mehr positive Denkanstöße in Beiträgen, Podcasts, Videos und Lebensweisheiten? Bestelle den kostenlosen PAL-Newsletter und werde eine oder einer von 40.000 Abonnenten.
PAL steht für praktisch anwendbare Lebenshilfe aus der Hand erfahrener Psychotherapeuten und Coaches. Der Verlag ist spezialisiert auf psychologische Ratgebertexte für psychische Probleme und Krisensituationen, aber auch auf aufbauende Denkanstöße und Inspirationen für ein erfülltes Leben. Alle Ratschläge und Tipps werden auf der Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie, der Gesprächstherapie sowie des systemischen Coachings entwickelt. Mehr zu unserer Arbeit und Methodik hier
PAL Verlagsgesellschaft GmbH
Rilkestr. 10, 80686 München
Tel. für Bestellungen: +49 89/ 901 800 68
Tel. Verlag: +49 89/379 139 48
(Montag–Freitag, 9–13 Uhr)
E-Mail: info@palverlag.de
palverlag.de
partnerschaft-beziehung.de
lebensfreude-app.de
praxis-und-beratung.de
Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.
Mit dem Tod meiner Mutter habe ich den Kontakt zu meiner Schwester abgebrochen. Nun kommt die Zeit, wo ich überlege, wieder auf sie zuzugehen. Ich bin sehr unsicher, einen Brief zu schreiben, scheint mir bei meiner Schwester nicht der richtige Weg zu sein. Ich weiß auch gar nicht, warum ich wirklich wieder Kontakt haben will. Eigentlich habe ich Angst, dass es wieder so schrecklich sein wird, wie immer: Ich bin an allem Schuld, ich habe es besser als sie gehabt, ich hatte es so leicht etc. Der Artikel hilf mir nicht wirklich.