Älter werden: Neugier und Interesse machen das Leben interessanter

Interesse und Neugierde sind die Jungbrunnen des Alters. In diesem Beitrag erfährst du, warum Neugier wichtig ist, und wie du dir diese ein Leben lang bewahren. Dazu 7 Tipps, wie du deine Neugier wecken kannst.

Älter werden: Neugier und Interesse machen das Leben interessanter
© Sergiu Valena, unsplash.com

Wenn wir klein sind, dann wollen wir alles untersuchen und testen. Wir sind neugierig darauf, was die Welt zu bieten hat. Wir erleben das Neue als spannend und ungemein interessant.

Je älter wir jedoch werden, umso mehr verlieren wir unsere Neugier und ersticken in einer Alltagsroutine, und verbauen uns so viele Chancen und Möglichkeiten, unser Leben interessant und erfüllt zu gestalten. "Da komm ich nicht mehr mit.", "Ich bin schon zu alt.", "Das ist nichts mehr für mich.", "Das bringt doch nichts." Hast du dich auch schon bei solchen Bemerkungen ertappt? Dann bist du gefährdet, dich in deinen Entwicklungsmöglichkeiten zu begrenzen.

Denn dann entscheidest Du schon im Vorhinein, wo deine Leistungsgrenzen sind – ohne die Probe aufs Exempel zu machen. Neugierde und Interesse sind Eigenschaften, die Menschen auszeichnet, die auch im hohen Alter noch sehr aktiv und flexibel sind. Deine Neugier zeigt dir, wie jung du in deinem Herzen geblieben bist.

Was ist Neugierde?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass uns das Bedürfnis nach Neuem und Aufsuchen von Neuem angeboren ist. Sowohl Tiere als auch Menschen sind neugierig. Während bei den meisten Tierarten das Neugierverhalten mit der Geschlechtsreife erlischt, kann es bei den Menschen ein Leben lang bestehen bleiben. Neben dem Bedürfnis nach Abwechslung haben alle Menschen aber auch ein Bedürfnis nach Sicherheit, Gewohnheit und Vertrautem.

Lerne, als würdest du ewig leben.

Beide Bedürfnisse sind oftmals im Widerstreit. Bei meinen Klienten habe ich oft beobachtet, dass sie, nachdem sie alle ihre Wünsche erfüllt hatten (Partner, Kinder und Haus) plötzlich begannen, sich unwohl zu fühlen. Sie wollten aus der Idylle ausbrechen. Dahinter steckt das Bedürfnis nach Abwechslung. 

Was unterscheidet Menschen, die nach Neuem suchen, von denen, die am Vertrauten festhalten?

Menschen mit einem starken Bedürfnis nach Sicherheit …

  • sind bestrebt, ihr Leben unter Kontrolle zu halten und sich vor Überraschungen zu schützen;
  • benötigen feste Freunde und Familie, eine Anstellung auf Dauer;
  • empfinden Befriedigung, wenn alles überschaubar und vorhersehbar ist;
  • haben die Lebenseinstellung: "In eingefahrenen Bahnen laufen, tut gut. Nur keine Aufregung, kein Streit. Harmonie ist das Wichtigste. Hoffentlich bleibt alles beim Alten.";
  • verbinden mit neuen Aktivitäten Risiko, Angst, Unsicherheit, Fehler, Versagen, Gefahr; Vertraute Aktivitäten verknüpfen sie mit Geborgenheit, Heimat, Überschaubarkeit, Kontrolle, Wohlbefinden, Entspannung.

Menschen mit einem starken Bedürfnis nach Ungewissheit und Abwechslung

  • benötigen ein turbulentes Leben mit Abenteuer und Leidenschaft, mit Erfolgen und Rückschlägen;
  • benötigen Herausforderungen, um zufrieden zu sein;
  • wechseln häufig die Wohnung, den Job, den Freundeskreis, betreiben Sportarten, die sie herausfordern;
  • sind experimentierfreudig in bezug auf Essen, Hobbies, Urlaube etc.;
  • haben die Lebenseinstellung: "Wer rastet, der rostet. Vertrautes ist langweilig. Was gibt es noch Spannendes im Leben. Ich will es ausprobieren.";
  • verbinden mit vertrauten Aktivitäten Spießertum, Stillstand, Altern, Langeweile. Neue Aktivitäten verknüpfen sie mit: Spaß, Abenteuer, sich selbst erfahren, verändern, verbessern, dazulernen.

Jeder Mensch hat beide Bedürfnisse in sich, jedoch unterscheiden wir uns darin, wie viel Sicherheit bzw. Abwechslung wir benötigen. Wir können uns nicht grundsätzlich umkrempeln, jedoch können wir lernen, ein wenig risikofreudiger oder wagemutiger zu sein.  

Habe ich es nicht verdient, im Alter nicht mehr bei allem mithalten zu müssen?

Das ist im Grunde genommen nicht die Frage. Wir selbst können bestimmen, wie wir unseren Alltag gestalten, was uns wichtig und unwichtig ist. Wir dürfen uns ausruhen und in unseren gewohnten Bahnen laufen, unseren Ritualen folgen, wann immer wir es wollen.

Doch ist eines sicher: Wenn wir uns von neuen Entwicklungen abschotten und nur nach unseren alten Regeln und Gewohnheiten leben, wenn wir aufhören, neugierig zu sein, dann verlieren wir ein Stück Flexibilität und Offenheit. Unser Gehirn muss ebenso wie unsere Muskeln und Organe trainiert werden, um nicht nachzulassen. Geben wir ihm keine neuen Informationen zur Verarbeitung, wird unsere Fähigkeit, uns auf neue Situationen einzustellen, verkümmern.

Wenn du neugierig bleibst, wenn du bereit bist, Neues auszuprobieren und zu wagen, dann öffnen sich dir neue Möglichkeiten und Chancen, dich zu verändern und zu wachsen. Hörst du auf, neugierig zu sein, dann trittst du auf der Stelle, siehst und erlebst nichts Neues mehr. Das Ergebnis sind Langeweile und das Gefühl, dir würde etwas fehlen.

Was du gewinnst, wenn du deine Neugierde und dein Interesse erhältst

  • Du fühlst dich bestätigt, dazulernen zu können.
  • Du kannst mitreden und Diskussionen nachvollziehen.
  • Du trainierst deine Lern- und Konzentrationsfähigkeit.
  • Du wirst möglicherweise von deinem Umfeld, deinen Kindern oder Enkeln bestätigt.
  • Du trainierst deine Fähigkeit, dich auf neue Situationen einzustellen und bleibst so innerlich flexibel.
  • Du trainierst deinen Körper (wenn du dich sportlich an ein neues Hobby wagst).
  • Du verspürst mehr Energie, weil du ein Ziel vor Augen hast.
  • Du erlebst Fortschritte, im Außen und deinem Inneren.
  • Du lernst, mit Unsicherheit umzugehen.
  • Du schiebst die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit hinaus.
  • Du kannst stolz auf dich sein, dir zugetraut zu haben, das Neue auszuprobieren bzw. zu beherrschen.

Natürlich bedeutet das nicht, dass du dich bei allem, was du tust, überfordern solltest. Ein gewisses Maß an kritischen Gedanken wie: "Tut mir das körperlich und seelisch gut? Könnte mir dabei etwas passieren?" sind durchaus sinnvoll.

7 Tipps, wie du deine Neugier wecken kannst

Tipp 1: Suche jeden Tag nach einer neuen Erfahrung.

  • Probiere eine tropische Frucht, die du noch nicht kennst.
  • Geh in ein neues Lokal oder koche vegan.
  • Lese einen Artikel in der Zeitung oder höre einen Podcast zu einem Thema, der dir vollkommen fremd ist.
  • Gehe in ein Konzert, das du nie besuchen würden.
  • Fange eine neue Sportart an.
  • Nimm zur Arbeit einen anderen Weg.

Tipp2: Informiere dich über ein technisches oder elektronisches Gerät, das dir bislang völlig neu ist.

Das kann ein neues Computerprogramm sein, ein Küchen- oder Gartengerät, es kann aber auch ein neues Sportgerät sein wie ein Standup-Paddleboard. Lass dich dazu beraten. Frage auch deine Kinder (oder Enkelkinder) über die Dinge, die sie interessieren wie Social-Media-Plattformen oder Computerspiele.

Tipp3: Lese die neuen Romane und Krimis der Bestsellerliste oder lass dir eine Empfehlung deiner Buchhändlerin geben.

Du kannst die Bücher natürlich auch aus der Bibliothek ausleihen oder als E-Book erwerben.

Tipp4: Pflege bewusst den Kontakt zu jüngeren Menschen.

Lerne deren Vokabular (auch wenn du es nicht anwenden würdest) und informiere dich über ihre Lieblingsmusik oder ihre Top-Playlist – selbst wenn diese deinem Geschmack nicht entspricht.

Tipp5: Hüte dich vor Sätzen wie: "Ich bin zu alt dazu!", "Das versteh ich ohnehin nicht mehr!", "Das ist nichts mehr für mich!"

Und wenn du dich dabei ertappst, innerlich solche Sätze gesagt zu haben, dann füge zumindest noch diese beiden kritischen Fragen an: "Woher weiß ich das? Habe ich es schon ausprobiert?" Damit verhinderst du freiwillig aufzugeben und dich vorzuverurteilen, indem du behauptest, etwas Neues nicht zu verstehen. Es mag sein, dass du dazu mehr Zeit benötigst, weil du nicht damit aufgewachsen bist, aber das heißt nicht, dass du es nicht begreifen kannst. Und glaubst du, ein kleines Kind macht sich Gedanken über die Zeit, wenn es neugierig einem Marienkäfer beim Krabbeln zuschaut? Zu vielen Fertigkeiten gehören nur Training und Geduld!

Tipp6: Lerne bewusst wieder, bei vielen Tätigkeiten wie ein kleines Kind vorzugehen, das neugierig ist und die Einstellung besitzt: "Ich möchte alles wissen und ausprobieren."

Tipp7: Höre nicht auf die warnende oder kritische Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, etwas sei zu riskant oder bringe nichts.

Die Angst vor etwas Neuem und Fremdem kannst du nur verlieren, wenn du mit der Angst das Neue wagst und dabei erlebst, dass deine Angst unbegründet war! Fragen dich:

  • Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte, wenn ich das wage?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass das eintritt, was ich befürchte?
  • Und wenn das Befürchtete eintreten sollte, könnte ich damit leben und umgehen?

Risikobereitschaft und Neugier werden nicht immer belohnt. Sie sind jedoch die Voraussetzung, um neue und befriedigende Erfahrungen zu machen, um dein Leben farbiger, interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten.

Neugier bereichert dein Leben. Also: Raus aus dem Alltagstrott – rein in die bunte Vielfalt des Lebens. Denn Leben heißt, Neues lernen und in Bewegung zu bleiben. Hört das Lernen auf, hört das Leben auf.

Ich wünsche dir den Mut und die Lebendigkeit, immer einmal wieder Dinge auszuprobieren, die aus deinem gewohnten Rahmen fallen.

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Hedi Schmidt schreibt am 25.01.2021

Zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre inspirierenden Newsletter. Ich lese sie immer mit großer Begeisterung.
Nun meine Anmerkungen zum Thema "Neugierde":
Ich werde in diesem Jahr 72 Jahre alt und habe es mir zum Lebensmotto gemacht, immer neugierig zu bleiben. Dazu benötige ich nicht unbedingt ein turbulentes Leben, dem setzt schon das Alter gewisse Grenzen. Wir haben in der Vergangenheit extrem selten Urlaub am selben Ort gemacht. Statt dessen haben wir in der großen weiten Welt Wanderurlaube mit Übernachtungen im Zelt gemacht und dadurch Land und Leute kennengelernt.
Jetzt bin ich eher im Kleinen neugierig. So sind wir vor kurzem bei einer Wanderung an einem Wasserwerk vorbeigekommen, das gerade von einem Mitarbeiter inspiziert wurde. Da ich so etwas noch nie von innen gesehen habe, fragte ich, ob ich einmal einen Blick hineinwerfen kann. Genauso bat ich einmal um einen Blick in die Kanalisation, als in unserer Straße ein Wasserrohrbruch repariert wurde. Ich baggere einfach fremde Menschen an, wenn mich etwas interessiert und dabei entstehen auch nette Gespräche.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie gut durch die Coronazeit kommen.
Herzliche Grüße
Hedi Schmidt


Inhalt des Beitrags   
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 Was ist Neugierde?
 Was unterscheidet Menschen, die nach Neuem suchen, von denen, die am Vertrauten festhalten?
 Habe ich es nicht verdient, im Alter nicht mehr bei allem mithalten zu müssen?
 Was du gewinnst, wenn du deine Neugierde und dein Interesse erhältst
 7 Tipps, wie du deine Neugier wecken kannst
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