Eifersucht – die Angst vor dem Verlust der Liebe

Ursachen krankhafter und grundloser Eifersucht. Kann man Eifersucht vorbeugen? Was hilft bei krankhafter Eifersucht? Was nach einem Eifersuchtsanfall tun?

Eifersucht – die Angst vor dem Verlust der Liebe
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Eifersucht ist ein Beziehungsgift. Was tun gegen unbegründete, übersteigerte und krankhafte Eifersucht? Wie mit Eifersucht umgehen? Tipps des Eifersucht Experten Dr. Rolf Merkle.

Was ist Eifersucht?

Eifersucht ist ein Cocktail aus verschiedenen Gefühlen und Verhaltensweisen. Hierzu zählen: Angst, Misstrauen, Minderwertigkeitsgefühle, sich vernachlässigt fühlen, Neid, verdächtigen, hinterherspionieren, kontrollieren, Schuldgefühle, Ärger und Wut bis hin zu Hass.

Ursachen der Eifersucht

Wer unter Eifersucht leidet, gibt meist dem Partner die Schuld dafür. Weil der Partner dieses oder jenes tut (oder auch nicht tut), kommt es zu Misstrauen und der Angst, den Partner zu verlieren.

Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Ursache der Eifersucht in uns selbst liegt. Was die Eifersucht oft entstehen lässt, sind Selbstzweifel, Seitensprünge des Partners in früheren Beziehungen und/oder Verlusterfahrungen in der frühen Kindheit.

1. Selbstzweifel, geringe Selbstachtung

Betroffene glauben, sie seien nicht gut genug, nicht intelligent genug, nicht attraktiv genug, nicht liebenswert. Da sie gering von sich denken und sich nicht für liebenswert halten, können sie sich nicht vorstellen, dass der Partner das Nichtliebenswerte liebt und haben deshalb Angst, der Partner könne untreu werden und sie verlassen.

Die Verlustangst verleitet die Betroffenen zu ständigen Verhören, Vorwürfen, Schnüffeleien in der persönlichen Post und im Geldbeutel des Partners. Ja, manchmal gehen Betroffene sogar so weit, die Wäsche zu kontrollieren, dem Partner hinterherzufahren oder mit Kontrollanrufen zu bombardieren.

Der Partner hat keine Chance, den eifersüchtigen Partner von seiner Unschuld zu überzeugen. Die Betroffenen wissen, dass ihre Eifersucht und ihr Kontrollverhalten krankhaft sind. Dieses Wissen nützt ihnen jedoch wenig. Wenn ihre Phantasien mit ihnen durchgehen, indem sie den Partner fremdgehen sehen, dann wird aus der Verlust- und Trennungsangst eine Panik, die sie nur schwer kontrollieren können.

2. Verlusterfahrungen in der Kindheit, traumatische Erfahrungen

Die Angst, den Partner zu verlieren, kann auch von Erfahrungen herrühren, die Betroffene in der Kindheit gemacht haben. Eine Klientin sagte mir:

Ich bin eifersüchtig, weil ich erlebt habe, wie mein Vater fremd gegangen ist und meine Mutter heulend daheim saß.  Ich habe mir damals geschworen, dass mir so etwas nicht passiert. Ich habe wahnsinnige Angst, dass ich ebenso verarscht werde wie früher meine Mutter.

3. Seitensprünge von Ex-Partnern

Wenn man in früheren Beziehungen oft betrogen und hintergangen wurde, dann kommen in einer neuen Beziehung leicht Eifersucht und Misstrauen auf. Man will schließlich nicht noch einmal vom Seitensprung des Partners überrascht werden. Man handelt nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Warum reagieren manche Menschen eifersüchtiger als andere?

Menschen, die über eine gesunde Selbstachtung verfügen, sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind und sich annehmen, sind weniger empfänglich für Eifersucht. Sie haben in ihrer Kindheit gelernt, ihren Wert nicht danach zu beurteilen, wie beliebt sie bei anderen sind. Sie haben gelernt, selbst für ihre Zufriedenheit zu sorgen.

Stark eifersüchtige Menschen hingegen, die unter krankhafter und grundloser Eifersucht leiden, brauchen die Bestätigung durch andere ebenso stark, wie ein Verdurstender Wasser braucht. 

Einzelkinder leiden seltener unter Eifersucht, da sie in ihrer Kindheit nicht mit Geschwistern um die Liebe der Eltern rivalisieren mussten. Die Erfahrung, die Liebe exklusiv zu bekommen, ohne Angst haben zu müssen, sie zu verlieren, macht weniger anfällig für Eifersucht. D.h. Einzelkinder entwickeln Vertrauen und haben dadurch auch Selbstvertrauen - der beste Schutz vor Eifersucht.

Eifersucht ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass man an sich und seiner Attraktivität zweifelt. Diese Selbstzweifel führen dazu, dass man an der Liebe des Partners zweifelt, dem Partner nicht vertrauen kann und man aus Angst vor dem Verlust des Partners besitzergreifend ist. Eifersüchtig sein heißt nicht, am Partner zu zweifeln, sondern an sich selbst!

Leserfrage zur Eifersucht

Mein Freund schaut sich im Internet heimlich Nacktbilder von Frauen und Pornos an. Warum macht er das? Das ist so verletzend. Bin ich ihm nicht akttraktiv genug? Warum reiche ich ihm nicht?

Ich habe ihr geantwortet:

Die meisten Männer schauen sich gerne Pornos oder Bilder von nackten Frauen an. Warum nehmen Sie das persönlich und nehmen sein Verhalten zum Anlass, an sich und Ihrer Attraktivität zu zweifeln? Doch nur, weil Sie an sich selbst zweifeln.

Je mehr Sie sich für attraktiv, liebenswert und begehrenswert ansehen, umso weniger nehmen Sie das Verhalten Ihres Freundes persönlich und umso weniger fühlen Sie sich verletzt, gekränkt und eifersüchtig.

Gibt es eine begründete Eifersucht?

Kann man bei Untreue in der Partnerschaft nicht auch von normaler oder begründeter Eifersucht sprechen? Schließlich ist es eine reale Angst, den Partner zu verlieren!

Angst zu haben, den Partner zu verlieren, ist in einer solchen Situation normal und verständlich. Eifersucht im Sinne von ständigen Verhören, Hinterherspionieren, Beschuldigungen und all die anderen mit Eifersucht verbundenen Gefühle und Handlungen helfen weder dem Betroffenen noch dem Partner und der Partnerschaft.

Die Fragen, die sich beide in diesem Moment stellen sollten sind für mich eher: Ist der Seitensprung eine einmalige Sache oder ist die Beziehung gefährdet und in Frage gestellt? Was fehlt dem, der fremdgegangen ist, in der Beziehung? Können beide ihre Beziehung stärken und wiederbeleben, indem sie mehr auf die Bedürfnisse und Wünsche des anderen eingehen?

D.h. der Seitensprung ist für mich eher Anlass, die Beziehung auf ein festeres Fundament zu stellen, indem ich mich frage: Was vermisse ich und was können mein Partner und ich tun, damit die Bedürfnisse beider (in emotionaler und sexueller Beziehung) mehr befriedigt werden? Verständlich, dass das Vertrauen erst mal weg ist und man Zeit braucht, um wieder vertrauen zu können.

Für eine befristete Zeit ist es also sicher ganz verständlich, wenn man misstrauisch ist - nach dem Motto: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er sogleich die Wahrheit spricht. Doch irgendwann ist es für die Partnerschaft und den eigenen inneren Frieden notwendig, loszulassen, zu verzeihen und dem Partner wieder zu vertrauen.

Kann man Eifersucht vorbeugen?

Das beste Mittel gegen Eifersucht sind ein gesundes und positives Selbstwertgefühl und eine gesunde Selbstachtung. Grundlose und krankhafte Eifersucht entsteht in der Regel, wenn ich gering von mir denke und deshalb glaube und befürchte, alle anderen seien besser, intelligenter und attraktiver.

Es sind die Zweifel an der eigenen Person, die einen daran zweifeln lassen, dass man für den Partner attraktiv ist.

Da man gering von sich denkt, kann man sich nicht vorstellen, dass der Partner einen attraktiv findet.

Anders ausgedrückt: wenn ich mich selbst nicht lieben kann, wenn ich mich selbst nicht für liebenswert halte, dann glaube ich anderen nicht, wenn diese mir sagen, dass sie mich lieben.

Wann sollte man etwas gegen seine krankhafte Eifersucht tun?

Jeder der beiden Partner muss für sich entscheiden, wieviel Eifersucht "zu viel" ist. Die einen mögen ein Gericht stärker gewürzt als andere.

Generell würde ich sagen, wenn

  • der Partner des eifersüchtigen Menschen unter dem Misstrauen leidet,
  • der Eifersüchtige merkt, dass er gegenüber seinem Partner mehr feindselige als liebevolle Gefühle hat und
  • die Verlustangst und Trennungsangst so stark sind, dass sie eine Beziehung extrem belasten.

Was tun, wenn man ausgerastet ist und einen Eifersuchtsanfall hatte?

Sie haben in den letzten Tagen und Wochen Ihre Eifersucht immer wieder unterdrückt, haben sich zusammengerissen und Ihrem Partner keine Szene gemacht. Doch dann passiert etwas und Sie können sich nicht mehr beherrschen: Sie rasten aus und machen Ihrem Partner Vorwürfe über Vorwürfe. Ihre ganze angestaute Eifersucht bricht in voller Stärke aus Ihnen heraus.

Auch wenn in Ihren Augen Ihr Eifersuchtsanfall völlig gerechtfertigt scheint, machen Sie sich danach bittere Vorwürfe. Ihr Partner ist ratlos und fühlt sich völlig zu Unrecht beschuldigt und angegriffen. Die Kluft zwischen Ihnen und Ihrem Partner ist vermutlich größer denn je.

Was nach einem Eifersuchtsanfall tun?

TIPP 1:Nach solch einem Anfall brauchen Sie zunächst etwas Zeit nur für sich.
Ehe Sie mit Ihrem Partner darüber reden, werden Sie sich darüber klar,

  • warum Sie ausgerastet sind und
  • was Sie in Zukunft anders machen wollen.

Versetzen Sie sich in die Zeit kurz vor Ihrem Eifersuchtsanfall. Was ging in Ihnen vor und was hat Ihren Anfall ausgelöst? (Etwas am Verhalten Ihres Partners oder eines Menschen, den Sie als Rivalen ansehen? Misstrauische Gedanken?)

TIPP 2:Vergeben und verzeihen Sie sich Ihren Anfall.
Haben Sie Mitgefühl für Ihre Reaktion. Es hat einen Grund, dass Sie immer wieder ausrasten und Angst haben. Solange Sie diese Angst nicht überwunden haben, sind Sie für Eifersuchtsanfälle anfällig. Sich zu verurteilen hilft niemanden, weder Ihnen noch Ihrem Partner.

TIPP 3:Bitten Sie Ihren Partner um Verzeihung.
Auch nach einer Zeit des Nachdenkens mag Ihnen Ihr Eifersuchtsanfall gerechtfertigt erscheinen. Wie gerechtfertigt Ihr Anfall Ihnen auch erscheinen mag, Sie werden sicher zugeben, dass er für Ihre Beziehung nicht hilfreich ist. Niemand wird gerne angeschrieen und beschuldigt. Entschuldigen Sie sich bei Ihrem Partner für Ihren Anfall.

Reden Sie mit Ihrem Partner darüber, was Ihren Anfall ausgelöst hat und suchen Sie beide nach einer Lösung, was Sie und Ihr Partner anders machen könnten, um in Zukunft einen solchen Anfall zu vermeiden.

Wie krankhafte bzw. grundlose Eifersucht bekämpfen?

Generell ist eine Selbsttherapie bei sehr starker und schon lang andauernder Eifersucht schwierig. Andererseits gibt es Menschen, die sich selbst mit Hilfe eines Eifersucht Ratgebers erfolgreich therapiert haben. Für die Überwindung der Eifersucht bedarf es der folgenden Schritte:

Der erste Schritt ist, sich klarzumachen, dass die Eifersucht nichts mit dem Partner oder der Beziehung zu tun hat. Die Ursachen für die Eifersucht liegen in einem selbst. Der Partner löst keine Eifersucht aus. Es sind die eigenen misstrauischen und ängstlichen Gedanken, die die Angst vor dem Verlust auslösen und das Vertrauen in die Treue des Partners zerstören.

Der zweite Schritt besteht darin, sein Selbstwertgefühl zu stärken, d.h. sich selbst annehmen und akzeptieren lernen, sich seiner Vorzüge und positiven Seiten bewusst zu werden. Erst wenn Betroffene sich für liebenswert halten, können sie dem Partner glauben, dass dieser sie liebt.

Solange Sie sich nicht für liebenswert halten, werden Sie an der Liebe Ihres Partners zweifeln und Angst haben, ihn zu verlieren.

Wenn Verlusterlebnisse in der Kindheit für die Eifersucht verantwortlich sind, dann gilt es diese in einer Therapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten aufzuarbeiten. Diese sitzen in der Regel zu tief, um sie alleine zu überwinden.

Wenn das Vertrauen in den Partner durch Seitensprünge von Ex-Partnern erschüttert ist, gilt es, wieder zu vertrauen lernen. Auch wenn das schwerfällt, ist dies eine Voraussetzung für das Gelingen der gegenwärtigen Partnerschaft.

Der dritte Schritt besteht darin, unabhängiger und selbstständiger zu werden: alleine ausgehen, sich mit Freunden ohne den Partner treffen, eigenen Hobbies nachgehen, Tätigkeiten finden, die einen befriedigen und einem Bestätigung geben.

Wollen Sie wirklich riskieren, durch Ihre Eifersucht Ihren Partner zu verlieren?

Werden Sie aktiv. Befreien Sie sich vom Gift Eifersucht.

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