Die positiven Auswirkungen von Selbstliebe und Selbstfürsorge

Uns selbst anzunehmen, für uns und unser Wohlbefinden Sorge zu tragen und uns zu lieben, hat viele Vorteile – für uns und unsere Mitmenschen. Wie du dir mehr Selbstliebe entgegenbringen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Die positiven Auswirkungen von Selbstliebe und Selbstfürsorge
© Jackson David, unsplash.com

Selbstliebe zu leben und zu zeigen, hat für viele Menschen einen schlechten Beigeschmack. Aber das ist ungerechtfertigt. Uns selbst anzunehmen, uns zu mögen und uns um unsere Bedürfnisse zu kümmern, hat viele Vorteile – für uns selbst ebenso wie für die anderen.

Die meisten von uns sehnen sich danach, von anderen Menschen gemocht und geliebt zu werden. Ja, wir verwenden sogar sehr viel Zeit und Energie darauf, Dinge zu tun, um die Zuwendung, Anerkennung und Liebe anderer zu bekommen. Manche Menschen geben sich, ihre Meinung und ihre Wünsche sogar ganz auf, nur um von anderen Menschen geliebt und anerkannt zu werden. Andersherum sind wir auch davon überzeugt, dass es anderen Menschen guttut, von uns geliebt zu werden. Vielleicht nutzen wir unsere Liebe sogar, um andere für ihr Wohlverhalten zu belohnen, oder wir entziehen ihnen unsere Liebe, wenn sie sich nicht entsprechend unserer Erwartungen verhalten.

Wenn es jedoch um die Selbstliebe geht, dann haben wir viele Vorbehalte. So sehr wir uns wünschen, von anderen geliebt und gemocht zu werden, so schwer tun wir uns, uns selbst zu lieben. Vielleicht glauben wir, uns erst lieben und annehmen zu können, wenn wir unsere persönlichen Fehler und Schwächen ausgemerzt haben und perfekt sind. Vielleicht verwechseln wir Selbstliebe auch mit Egoismus, Narzissmus und Überheblichkeit. Dann wehren wir uns gegen die Selbstliebe, weil wir nicht für egoistisch und selbstsüchtig gehalten werden wollen.

Was auch immer die Gründe sind, dass wir uns selbst nicht lieben, uns entgeht durch unseren Mangel an Selbstliebe und Selbstachtung vieles. Selbstliebe beeinflusst nämlich unser Leben und das unserer Mitmenschen sehr positiv. Schauen wir uns einige positive Auswirkungen von Selbstliebe an.

Warum Selbstliebe oft mit Selbstverliebtheit verwechselt wird

Die Liebe hat viele Gesichter, das gilt auch für die Selbstliebe, einer Seite der Liebe. Aber in der Wahrnehmung vieler Menschen vermischen sich oft die unterschiedlichen Facetten des emotionalen Zustands. Dann werden gedanklich Verliebtheit und Erotik mit treusorgender Liebe oder freundschaftlicher Zuneigung in einen Topf geworfen. Das ist zu kurz gegriffen und wird keinem der Gefühle gerecht. 

So kommt es auch, dass Selbstliebe oft mit Selbstverliebtheit verwechselt wird. Doch das ist schlichtweg falsch: Selbstverliebtheit ist ein Gefühl, das in übersteigerter Form Anteile von Egoismus oder sogar Narzissmus in sich trägt. Und letzteres ist eine psychische Störung. Schon Verliebtsein ist ja ein ganz anderes Gefühl als Liebe: heftiger, kurzweiliger, bewundernder, dafür weniger gefestigt und tief. So hat auch in der Selbstverlietheit das Verzeihen, die Toleranz und das Annehmen von eigenen Schwächen und Fehlern eher wenig Platz. Darin geht es mehr um ein Bild, das wir uns selbst erfüllen und in das wir uns dann verlieben (können). In gewissem Maß ist das sogar gut, denn Verliebtheit ist auch meist der Anfang von Liebe. Aber es kann auch leicht anstrengend werden – für uns selbst und andere.

Selbstliebe dagegen ist – wie die Liebe zu einer anderen Person auch – stark geprägt von Gefühlen wie Zufriedenheit, Zugehörigkeit, Wertschätzung. Wer sich selbst liebt, der weiß, dass er in sich richtig und zuhause ist, der nimmt sich an wie er ist, der erkennt sich selbst an und freut sich auf und für sich. Wenn wir uns bewusst Selbstliebe entgegenbringen, hat das eine ganze Reihe an positiven Auswirkungen auf uns und unser Umfeld.

6 positive Auswirkungen der Selbstliebe

1. Selbstliebe gibt uns Selbstvertrauen und lässt uns soziale Ängste überwinden.

Wenn wir uns selbst lieben, dann genießen wir die Anerkennung anderer, sind jedoch nicht von ihr abhängig. Weniger Erwartungen an andere zu haben, bedeutet auch, dass wir keine Angst haben, die Anerkennung der anderen zu verlieren, und können deshalb tun und sagen, was zu uns passt und was sich für uns gut anfühlt. Denn wir vertrauen in uns. Es fällt uns leicht, auf andere zuzugehen und Kontakte zu knüpfen, weil wir keine Angst haben, auf Ablehnung zu stoßen. Wir können uns und anderen gegenüber ehrlich und aufrichtig sein. Wir können Komplimente annehmen und anderen Komplimente machen.

2. Selbstliebe hilft uns, emotional stabiler zu werden und uns unserer inneren Stärke bewusst zu werden.

Wenn wir uns selbst lieben, dann ist die Gefahr geringer, von uns selbst, von Ereignissen oder anderen Menschen enttäuscht zu werden. Denn Enttäuschungen oder auch das Gefühl, versagt zu haben, beginnt immer damit, dass wir uns selbst und unser Tun nicht genug wertschätzen. Dann denken wir: "War ja klar, das mir das passiert!" oder "Natürlich gerate gerade ich an so einen Menschen." Darin schwingt immer eine Selbstkritik und die Enttäuschung über uns selbst mit. Selbstliebe hilft uns, einen anderen Weg im Umgang damit einzuschlagen. Wenn wir uns selbst lieben, dann empfinden wir weniger häufig Wut und Ärger, fühlen uns weniger gekränkt und verletzt, sind weniger frustriert und deprimiert, fühlen uns nicht einsam und haben keine Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Kurzum, wir sind emotional ausgeglichener, wenn wir uns selbst lieben.

3. Wenn wir uns selbst lieben, dann strahlen wir das für andere aus und sind attraktiv.

Unsere Selbstliebe wirkt auch nach außen, unsere Mitmenschen sind gerne mit uns zusammen, weil wir ausgeglichen sind und eine positive und offene Ausstrahlung haben. Weil wir uns nicht verbiegen und nicht um die Liebe der anderen betteln müssen, erleben andere uns als starke Persönlichkeit und begegnen uns mit Respekt.

4. Wir lernen, Erfolge wahrzunehmen und anzuerkennen. Das macht uns erfolgreich in jeder Hinsicht.

Wenn wir uns nicht für Fehler und Misserfolge verurteilen, haben wir keine Angst vor ihnen. Wir wissen um unsere "Steh-auf-Kraft", unsere Resilienz. Das macht uns entscheidungsfreudiger, risikofreudiger und erfolgreicher – privat wie beruflich. Wir glauben an uns und die Fähigkeit, erreichen zu können, was wir anstreben und was uns wichtig ist. Wir lassen uns nicht von anderen und deren Kritik verunsichern, sondern gehen unseren Weg. Wir gehen positiv mit Herausforderungen, Problemen und Krisen um, weil wir die Gewissheit haben, (neue) Wege finden zu können, um diese zu überwinden.

5. Selbstliebe macht uns großzügig und tolerant.

Wenn wir zufrieden mit uns sind und in uns selbst ruhen, dann sind wir anderen gegenüber großzügiger. Wir können anderen Liebe schenken, ihnen verzeihen, wenn sie einen Fehler machen, sie unterstützen und sie mit ihren Eigenheiten und Macken leichter tolerieren. Wir tun es ja auch mit unseren eigenen.

6. Wenn wir uns selbst lieben, dann behandeln wir uns gut.

Wenn wir uns selbst lieben, dann behandeln wir uns selbst ebenso gut, wie wir Menschen behandeln, die wir lieben. Schließlich wollen wir Menschen, die wir lieben, nicht schaden, sondern sind um deren Wohlergehen bemüht. Wir achten beispielsweise darauf, dass wir uns gesund ernähren, wir sorgen für ausreichend Bewegung und Schlaf, unterlassen alles, was uns emotional und körperlich schaden könnte. Kurzum, wir tun alles, damit es unserem Körper und Geist und unserer Seele  gut geht.

Selbstliebe beginnt bei Selbstfürsorge

Was aber tun, wenn wir nur wenig oder gar keine Selbstliebe empfinden? Kann es uns dann überhaupt gelingen, Selbstliebe aufzubauen? Die Antwort ist ein klares Ja! Als Lebenwesen, deren Psyche mit einem Bewusstsein ausgestattet ist und die sozial empfinden und handeln können, ist die Fähigkeit, uns selbst Liebe entgegenzubringen, in uns von Geburt an angelegt. Mehr noch: Eines unserer Grundbedürfnisse ist Liebe zu geben und geliebt zu werden. Wenn wir uns schwer damit tun, uns selbst zu lieben, hat das mit unserem sozialen Umfeld zu tun, mit der Kultur und der Erziehung. Diese Erkenntnis macht es aber nicht leichter, damit zu beginnen, sich selbst zu lieben. Das gelingt natürlich nicht auf Knopfdruck, sondern ist ein Prozess.

Doch die gute Nachricht ist: Selbstliebe kannst du lernen und üben. Jederzeit, in jedem Alter und Schritt für Schritt. Du brauchst keine Fortbildung und kein bestimmtes Werkzeug. Was du dazu brauchst, ist regelmäßig ein wenig Zeit und Raum für dich. Ein guter erster Schritt auf deinem Weg zu mehr Selbstliebe ist, dass du damit beginnst, dir selbst jeden Tag Aufmerksamkeit und Fürsorge entgegenzubringen. 

Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
4.48 Sterne (1563 Leserurteile)

Dein Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.

Bitte die zwei gleichen Bilder auswählen:

Gerd und Christine Spranger schreibt am 07.11.2022

Vielen Dank für Ihre schönen Gedankenanstöße zur Selbstliebe. Für uns war es ein harter Weg, bis wir es schafften, uns selbst zu lieben. Und manchmal ist es heute noch in manchen Situationen eine Herausforderung.

Aber die Eigenliebe ist unabdingbar um zu überleben. Das haben wir immer wieder erfahren. Es war für uns nicht leicht - für jeden Einzelnen von uns - es zu schaffen, uns selbst zu mögen. Besonders in unseren jüngeren Jahren und am Anfang unserer Beziehung.

Sich selbst zu mögen geht ja vielleicht noch. Aber sich selbst zu lieben ist nochmal eine Steigerung. Die Selbstliebe zu erringen gleicht einem Sieg bei einem Marathonlauf.

Wer jetzt denkt, Selbstliebe hätte etwas mit Egoismus oder Narzissmus zu tun, der liegt falsch. Für uns ging es darum, uns selbst mit allen Mängeln und Nachteilen zu aktzeptieren. Das ist heute besonders schwer, wenn dir von den Medien vorgegaukelt wird, wie du aussehen musst oder was du besitzen musst, um ein toller Typ zu sein.

Dabei geht es gar nicht darum. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, mit sich selbst gut auszukommen. Uns gelang das immer besser, als wir im Laufe der Zeit lernten, mit uns selbst nicht zu streng zu sein. Je älter man wird, umso mehr lernt man sich kennen. Man weiß im Laufe der Zeit, was einem gut tut und was man lieber lassen sollte.

Natürlich schlägt man immer wieder gern einmal über die Strenge, trinkt ein Gläschen zu viel oder ist durch zuviel Arbeit viel zu gestresst. Aber im Großen und Ganzen haben wir heute gelernt, auf uns selbst zu schauen und rechtzeitig stop zu sagen, wenn wir einerseits über die Strenge schlagen oder andererseits zu streng zu uns selbst sind.

Es geht doch im Leben darum, sich selbst so gut kennenzulernen und sich mit sich selbst auch ein Stück zu versöhnen und sich so anzunehmen, wie man eben ist. Das bedeutet nicht, dass man noch Verbesserungsversuche machen kann. Aber sich daran aufarbeiten sollte man nicht.


Inhalt des Beitrags   
Inhalt des Beitrags 
 Warum Selbstliebe oft mit Selbstverliebtheit verwechselt wird
 6 positive Auswirkungen der Selbstliebe
 Selbstliebe beginnt bei Selbstfürsorge
Weitere Beiträge
 3 Tipps, wie du dich dich selbst aktivieren
 Beitragsempfehlungen zum Thema Selbstachtung
 Das Lebensfreude-Training – Tipp 15: Liebe dich selbst