Schönheitsideale – so kannst du sie überwinden und dich selbst akzeptieren

Der Schönheitswahn in unserer Gesellschaft hat schlimme Auswirkungen auf die Psyche vieler Menschen. Dieser Beitrag zeigt, wie du dich von der Diktatur der Schönheitsideale befreien und dem Jugendwahn Einhalt gebieten kannst.

Schönheitsideale – so kannst du sie überwinden und dich selbst akzeptieren
© Raphael Lovaski, unsplash.com

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind angeblich nur noch etwa zehn Prozent der deutschen Frauen mit ihrem Körper zufrieden. Die anderen neunzig Prozent, neuerdings auch sehr viele Männer, haben Probleme mit ihrem Körper und ihrem Aussehen.

Und fast die Hälfte aller deutschen Frauen hält sich trotz Normalgewicht für übergewichtig. Der Blick in den Spiegel ist für für viele Menschen eine Qual. Zwanghaft achten sie auf ihre Makel und hassen sich und ihren Körper für die Unvollkommenheit. Ihre Messlatte sind gängige Schönheitsideale, zu denen Makellosigkeit, Vollkommenheit und Jugendlichkeit gehören, nicht selten ist es mittlerweile auch das digital verbesserte Bild ihres Social-Media-Accounts. Die Vergänglichkeit und das Nichtperfekte haben hier keinen Platz.

Doch warum ist der Schönheitswahn entstanden und wie kannst du dich davor schützen bzw. eine gute innere Haltung im Umgang damit entwickeln?

Woher kommt der Drang zu ewiger Schönheit und Jugend?

Der Drang nach Schönheit und "ewiger Jugend" ist seit Urzeiten in uns Menschen angelegt und hat, psychologisch gesehen, etwas mit der Bewusstwerdung und infolgedessen Bewertung der eigenen Person zu tun. Schon antike Hochkulturen hatten ausgeprägte Schönheitsideale, teilweise mussten Menschen dafür sogar schlimme Qualen über sich ergehen lassen.

In unserer heutigen westlichen Gesellschaft tragen Modeschöpfer:innen, Models, Diätprodukthersteller, Kosmetikfirmen, TV-Stars oder auch Infliencer:innen maßgeblich zur Verkündung von den gängigen Schönheitsidealen bei – und verdienen damit eine Menge Geld.

Eine Klientin beschreibt die Wirkung ihrer Botschaften so:

"Jeden Tag werden mir im Fernsehen und im Netz Menschen der Superlative vorgeführt, Durchschnitt ist uninteressant. Wenn ich mir das anschaue, habe ich das Gefühl nicht zu genügen und so wie ich bin nicht zu zählen."

In den 1960er Jahren wurde in den USA von der Mode- und Beautyindustrie ganz bewusst von der Werbung das Modell "unzufriedene Frau" geschaffen, damit die Unternehmen neue Absatzmärkte für ihre Produkte in den "normalen" Schichten erschließen können. Das Konzept ist aufgegangen und ein weltweiter Marketingschlager geworden. Bis heute ist das Geschäft mit der Schönheit gewachsen und hat sich entwickelt. In letzter Zeit entstand eine weitere Ausprägung: Es kam zu einem regelrechten Boom an Schönheits-Ops, neuerdings immer mehr bei jungen Menschen und auch bei Männern. 

Was sind die Folgen des Schönheits- und Jugendwahns?

Sollten wir von der Natur nicht mit einem der Schönheitsnorm entsprechenden Körper ausgestattet worden sein oder hat das Alter Spuren in unserem Gesicht hinterlassen, dann fühlen wir uns schnell als "hässliches Entlein" oder "faltiger Frosch", "Bergziege" oder "Kuh", kommen uns minderwertig vor und sehen uns als drittklassig an. Dabei merken wir nicht einmal, dass wir selbst es sind, die uns mit diesen Vergleichen drangsalieren.

Es sind nicht die paar Kilos zuviel oder die Lachfältchen im Gesicht, die für unsere Minderwertigkeitsgefühle und vielleicht sogar eine Depression verantwortlich sind. Unser Körper lebt friedlich mit uns und tut uns nichts, indem er so ist wie er ist oder altert.

Wenn wir uns jedoch immer wieder erzählen, dass unser Äußeres nicht in Ordnung und ablehnenswert sei, fühlen wir uns schlecht und unwohl in ihm und lehnen ihn ab. Wir entwickeln Scham, Hemmungen und Ängste, die sogar soweit führen können, dass wir sexuelle Blockaden haben oder uns auch im Sommer nur mit weiten Kleidern zeigen, unter denen wir die vermeintlich hässlichen Rundungen und Makel verstecken. Unsere innere Ablehnung gegenüber unserem Körper kann schließlich sogar zu ernsthaften psychischen Störungen und zu Selbsthass führen. Bei Jugendlichen führen Schönheitsdeale oftmals zu Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie.

Doch die Rettung ist scheinbar in Griffweite. Wir müssen uns nicht mit dem Schicksal einer verblassenden Jugend abfinden. Wozu gibt es diese tollen Kosmetikprodukte, mit denen Fältchen wie von Zauberhand verschwinden sollen? Wozu gibt es Diätpillen und Diätprodukte, die angeblich zur Wunschfigur führen? Wozu gibt es Fitnessstudios, in denen man sich den perfekten Körper antrainieren kann?

Und wenn alles nichts hilft, dann gibt es schließlich noch eine Wunderwaffe – eine Schönheitsoperation. Bei Frauen zählen Oberlidstrafungen, Fettabsaugung und Brustvergrößerung und Nasenkorrektur zu den häufigisten Eingriffen. Bei Männern rangieren Enfernung einer vergrößerten Brust, Nasenkorrektur, Fettabsaugen, Oberlidstrafungen ganz vorne.

Doch alle Verbesserungsversuche sind nicht von Dauer und müssen daher im Lauf der Zeit immer öfter wiederholt werden – ein Teufelskreis beginnt. 

Schönheitsideale in der Werbung sind Kunstprodukte

Weißt du, wie viel Aufwand betrieben wird, um eine Fotografie für das Titelbild einer Modezeitschrift zu machen?

Zunächst einmal wird das Gesicht des Fotomodells zwei bis drei Stunden geschminkt. Dann werden mehrere Probeaufnahmen gemacht. Danach werden letzte Schminkkorrekturen vorgenommen. Nun werden die eigentlichen Fotos gemacht – nicht ein oder zwei, sondern in der Regel Hunderte, nur von einer Pose!

Wenn du glaubst, dass damit das Ganze gelaufen ist, dann hast du dich gewaltig getäuscht. Denn jetzt geht es erst richtig los: Jetzt werden nämlich noch am Computer mit Hilfe von Bildprogrammen weitere Korrekturen vorgenommen. Diese Nachbearbeitung dauert oft stunden- oder tagelang. Die Haut wird geglättet, die Gesichts- oder Körperform geshaped, der Haaransatz optimiert, die Lippen und Augen vergrößert, der Mund verbreitert und und und.

Was du also auf den Titelfotos von Online- und physisdchen Mode- und Lifestylemagazine siehst, hat gar nichts mit dem tatsächlichen Aussehen des Fotomodells zu tun. Dir lacht ein Kunstprodukt entgegen, das exakt dem jeweils angesagten Schönheitsideal entspricht. Würdest du diese Frau oder diesen Mann ungeschminkt auf der Straße treffen, wir würden sie oder ihn vermutlich nicht wiedererkennen.

Doch genau darin liegt die gute Nachricht versteckt: Es ist für uns Normalos unmöglich, auch nur annähernd so auszusehen, wie die Jungs und Mädels in diesen Zeitschriften, weil es ein solches Aussehen schlichtweg nicht gibt. Dem hinterherzurennen ist aussichtslos. Es hilft nur, dass du dich mit deinem Aussehen abfindest und mehr noch, dich zu lieben beginnst, mit allen Makeln, die du hast. Doch wie kann das gelingen?

9 Tipps, wie du damit umgehen kannst, wenn du dem gängigen Schönheitsideal nicht entsprichst

Für die Zufriedenheit mit deinem Körper bist du ganz allein zuständig. Andere Menschen können dir nie das Gefühl geben, in Ordnung zu sein, solange du du dich und deinen Körper ablehnst. Auch noch so viele Komplimente zu deiner Figur oder bestimmten Stellen am Körper helfen dir nicht weiter, wenn du dich selbst häßlich empfindest. Im Gegenteil: Sie prallen an dir ab, erscheinen dir als Lüge oder verdächtige Schmeichelei, nach dem Motto: "Was die Person eigentlich von mir?"

Nur wenn du dich selbst leiden kannst, kannst du von anderen Komplimente annehmen. Du selbst kannst mit Hilfe deiner positiven Einstellung dein Wohlbefinden steuern und stärken. Du kannst sogar immun gegenüber boshaften Bemerkungen und Kränkungen werden. Die folgenden Tipps halfen dir eine positive Einstellungen gegenüber deinem Aussehen zu entwickeln:

Miss oder Mr. Universum kann immer nur eine oder einer werden. Die meisten Menschen haben Körperteile, die gemessen an den gängigen Schönheitsnormen attraktiv sind, und andere, die durchschnittlich ausgeprägt sind, und auch einige, die gar nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen.

TIPP 1:Rufe dir in Erinnerung, dass dein Körper aus vielen unterschiedlichen Teilen besteht und entwickle eine positive Haltung zu jedem einzelnen.

Ordne deinen Körper in deiner Vorstellung nach denjenigen Partien, die dir gut gefallen, nach solchen, mit denen du gut leben kannst, und nach Teilen, die dir nicht gefallen, aber mit denen dubereit bist, zu leben. Lenke dann deinen Blick auf die Teile, die dir gut gefallen und freue dich darüber. Je öfter du diese kleine Gedankenübung wiederholst, desto leichter wird es dir fallen, dich auch mit den Partien anzufreunden, die du nicht so schön findest, und desto größer wird deine Freude über die schönen. Und das vergegenwärtigt dir, dass dein Körper niemals vollkommen hässlich oder vollkommen schön sein kann. Er ist wie er ist. Und nochmals: Es gibt nicht den perfekten Körper.

TIPP 2:Stelle dich (am besten nackt) vor den Spiegel und betrachte dich liebe- und achtungsvoll.

Stelle dir dabei vor, du wärst ein wertvolles Gemälde, ein Unikat, das im Museum ausgestellt ist. Wende deinen Blick zunächst auf die Körperteile, die Ihnen gut gefallen. Berühre sie zärtlich und sage zu ihnen: "Ich finde es toll, dass ich dich habe". Dann wende deine Aufmerksamkeit den Körperteilen zu, die du ablehnst. Sage dir: "Auch du gehörst zu mir. Ich bin bereit, dich anzunehmen. Mit all meinen körperlichen Merkmalen bin ich einzigartig und unverwechselbar." Lerne, mit deinen Schönheitsfehlern Frieden zu schließen und versöhne dich mit ihnen.

TIPP 3:Mache dir bewusst, dass die Schönheitsideale für die meisten Menschen unerreichbar sind.

Da ändern noch so viele Schönheitsreperaturen nichts daran. Abgesehen davon: Alle Versprechungen der Kosmetikindustrie, dass mit bestimmten Anti-Falten-Cremes und Wässerchen Falten und Tränensäcke verschwinden und uns zehn Jahre jünger aussehen lassen, sind leere Versprechen.

TIPP 4:Du hast das Recht und die Kraft, deinen eigenen Körper zu mögen – auch wenn er nicht den gängigen Schönheitsvorstellungen entspricht.

Wenn du dich zur Einstellung entscheidest, dass dein Körper einzigartig und liebenswert ist – genauso wie er ist –, dann wirst du dich mit der Zeit in deinem Körper immer mehr wohlfühlen. Zunächst wirst du diesen Satz wahrscheinlich nicht glauben, sondern das Gefühl haben, dir etwas einzureden. Das ist ganz normal, denn schließlich redest du dir wahrscheinlich schon sehr lange ein, unattraktiv zu sein.

TIPP 5:Ein jugendlich schöner Körper ist eines der vergänglichsten Merkmale im Leben.

Das Streben nach Schönheit geht oft einher mit der Vorstellung, dann immerwährendes Glück und innere Zufriedenheit zu empfinden. Wenn wir uns an die Schönheit klammern und dem Schönheitskult verfallen sind, leben wir in der ständigen Angst, Schönheitsfehler bei uns zu entdecken und sind ein sicherer Kandidat für eine Depression. Schönheit ist vergänglich und das ist gut so. Denn sonst könnten wir uns nicht an ihr erfreuen.

TIPP 6:Schönheit ist keine Garantie für Anerkennung, Glück und eine gute Partnerschaft.

Häufig haben Männer Angst vor schönen Frauen, Frauen reagieren neidisch und abwehrend. Auch die Angst vor dem Älterwerden und die Frage: "Was bin ich noch wert, wenn ich nicht mehr schön bin?" spielen dann eine größere Rolle. Bei all diesen Themen gilt:

Attraktiv macht dich deine Ausstrahlung, nicht dein Äußeres.

TIPP 7:Hinter der Ablehnung deines Körpers verbirgt sich ein geringes Selbstwertgefühl. Lächle und du wirst schön!

"Ich war hässlich, weil ich mich selbst hasste", sagte einmal eine Klientin. Da ist etwas Wahres dran. Wenn wir uns selbst ablehnen oder gar hassen, dann entstellen wir uns nicht nur seelisch, sondern auch äußerlich. Ehe du alle Unebenheiten überschminkst oder dich einer Schönheitsoperation unterziehst, denke daran: Eine Operation wird dein mangelndes Selbstvertrauen und Ihre Selbstablehnung nicht dauerhaft kurieren. Sie werden danach vielleicht kurzfristig mit sich zufrieden sein, leben aber ständig in der Angst, Ihre künstlich erworbene Schönheit wieder zu verlieren. Der Mechanismus funktioniert auf folgende Weise: Stärkst du dein Selbstwertgefühl, verliert das Thema Schönheit für dich an Wichtigkeit. Eine Klientin, die sich aufgrund ihrer großen Nase und ihrer Haare für hässlich hielt, sagte einmal: "Weil ich nicht so schön bin, musste ich andere Qualitäten entwickeln. Ich habe gelernt, charmant und freundlich zu sein." Soziologische Untersuchungen bestätigen das: Ein gewinnendes Lächeln macht attraktiver als jede Botoxspritze. Und die Gründerin Lenkerin des modernen israelischen Staates, Golda Meir, sagte einmal:

Nicht hübsch zu sein, war für mich ein wahrer Segen. So musste ich meine inneren Stärken und Schätze fördern.

TIPP 8:Mach aus deinem vermeintlichen Makel ein Markenzeichen!

Sobald du aufhörst, dich wegen vermeintlichen Makeln für nicht liebenswert zu halten, macht dir deine körperliche Unvollkommenheit nichts mehr aus. Menschen, die sich selbst mit ihren körperlichen Unvollkommenheiten annehmen gelernt haben, können diese als ihr Markenzeichen ansehen. Dafür gibt es in der Geschichte, in den Medien und ja, selbst in Hollywood zahlreiche berühmte Beispiele: Barbra Streisands große Nase, Danny de Vitos Körpergröße von 1,56 Meter, Jamel Debbouzes fehlender linker Arm usw. Sie alle haben aus ihrem vermeintlichen Makel ein Markenzeichen gemacht, das sie von ihren Kolleginnen und Kollegen unterscheidet und sie einzigartig werden lässt.

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